OP und Klinikaufenthalt
Montag, 9.05.16 - Auf zur Startline
Bestes Radwetter würde ich sagen. Und Arbeiten muss ich heute auch nicht - aber Urlaub habe ich eben auch keinen. Geplante Einlieferung in die MediaPark Klinik mit dem Ziel einer Hüft TEP auf der rechten Seite. Das steht heute auf dem Trainingsplan.Bevor ich aber meine Räumlichkeiten der nächsten 10 Tage aufsuche, gehen meine Frau und ich noch fein Essen. Für mich gibt es - untypisch - Schnitzel. Meine Frau übernimmt den gesunden Part.
Gegen 14 Uhr gibt mich meine Frau dann auch am Empfang der Klinik ab und ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Die Aufnahme ist sehr herzlich; hier scheinen alle Angestellten aufmerksam und ausgesprochen freundlich zu sein. Ich erinnere mich an die Worte meines Operateurs Dr. Stock: "...hier liegen Sie First Class". Mein Zimmer, dass ich für die ersten beiden Tage alleine 'beliegen' darf, hat raumbreite und bodentiefe Fenster, eine Minibar, einen großen Flachbildschirm und freies WLAN. Damit gleicht das Zimmer eher einem fünf Sterne Hotelzimmer, denn einem Krankenhaus Zimmer. First Class, ich erinnere mich.
Bevor ich es mir gemütlich mache, muss ich aber noch zur Kreuzblutabnahme. Und auch ihr werde ich natürlich freundlich empfangen. Die Anästhesistin weiss bereits über meine Vorlieben Bescheid; "..ach, Sie sind der Triathlet der keine Spritzen mag....". Schön zu wissen, dass hier jeder meine Akte auch vor meinen Besuchen liest. Ich würde das abgewandelt Single Version of the truth Usage - SVotTU nennen. Sehr löblich! Wenn das mal alle meine Kunden beherzigen würden.
Den Rest des Nachmittags habe ich "zur freien Verfügung". Als Geheimtipp erhalte ich den Vorschlag ins Kino zu gehen und noch ein Kölsch zu trinken. Gottseidank trinke ich die Plörre nicht; ok, den Kommentar ziehe ich zurück und korrigiere: Pils oder ein guter Rotwein sind mir lieber. Also, kein Kino, kein Bier aber noch einmal mit eigenen Hüften zum Dom und zurück. Wie gut, dass ich mich für die Hüft TEP entschieden hatte; der Weg ist bereits nach wenigen hundert Meter eine einzige Qual. Ich habe es aber geschafft. Keine weitere Ausführung dazu.
Dienstag, 10.05.16 - Tag der Wahrheit
Noch immer bestes Radwetter, wie mir um 7:20 der Blick durch die bodentiefen Fenster verrät. Aber kein Rad weit und breit. Nur eine nette Krankenschwester die mich auf die OP vorbereitet. Schwimmer, Radfahrer. Rasierte Beine. Also fällt eine Aufgabe schon einmal weg. Gut, ich kenne auch andere Triathleten. Auch hier keine nähere Ausführung. Dann noch schnell das schöne OP Röckchen an und wieder ins Bett.Sollte mein Puls im Bett nicht nahe dem Ruhepuls sein ? Ich glaube das ist eine Mähr. Wenn ich meinem Puls Glauben schenken soll, bin ich gerade mitten im 8ten 400er Intervall mit 200m Trabpause. War also kurz vor stabilen 172.
Während des neunten Intervalls werde ich dann aber abrupt unterbrochen und in den OP Bereich gefahren. SVotTU. Wieder wissen alle Bescheid. Die Spritzenmimi kommt - wie kann der nur ne Langdistanz finishen? Ernsthaft: First Class auch hier. Die Damen um Frau Dr. Szilagy sind auch hier ausgesprochen fürsorglich und quatschen mich quasi in die Narkose. Vielleicht war es auch der Puls. Auf jeden Fall habe bekomme ich von dem ganzen Spritzengedöns nicht viel mit. Schön wars - ich glaube ich bedanke mich sogar beim Rausfahren noch dafür. Das würde ich allerdings heute nicht unterschreiben, denn die Dröhnung war zu dem Zeitpunkt bestimmt noch ausreichend für die andere Seite.....bitte nicht.
Ich erinnere mich aber definitiv daran, dass ich als erstes wieder die vertraute Stimmen von vorher höre. Ich solle doch bitte tief durch die Nase atmen um dem Sauerstoff zu entgehen. Es ging mir gut. Dr. Stock kommt mit Thumbs Up und den Worten "das war höchste Zeit" vorbei. Entscheidung also nochmals bestätigt. Geschafft!
Dann geht es auch schon wieder hoch. Mit viel Dröhnung und Adrenalin. Ob ich Lust auf ein Cordon Bleu habe? Cordon Bleu? Ich hatte doch schon länger kein Fleisch mehr gegessen. Wieso also nicht - rein damit und das Schnitzel vom Vortag ignoriert.
Kurz danach ist es dann aber auch höchste Zeit für die Live Übertragung der 4. Etappe des Giro. Die hat dann aber doch einige Bildstörungen; inklusive Zieleinlauf. Gegen 17 Uhr kommt Petra vorbei und die Welt ist in wieder Ordnung. Ohne Bildstörung.
Im späteren Verlauf schauen auch noch Dr. Stock und Dr. Szilagy vorbei. Mein Zustand ist auch für die beiden ok. Auch meine Verkabelung funktioniert wohl problemlos. Dr. Stock bestätigt nochmals sein Thumbs-Up und schaute sich die korrigiere und damit nicht mehr vorhandene Beinlängendifferenz an. Dr. Szilagy erzählt mir noch, dass wohl eine Menge an Entspannungsmittel benötigt wurde um meine Muskulatur "gefügig" zu machen. Wie auch immer, ich war jetzt "durch". Dachte ich.
Die Nachtschwester bietet mir eine Schlaftablette an, die ich Held dankend ablehne. Habe noch nie eine Schlaftablette genommen. Wieso heute ? Wirkliche Scherzen habe ich auch nicht. Was soll also schiefgehen. Als ich dann schlafen will, muss ich registrieren, dass ich ja in einer Beinschiene und auf dem Rücken liege. Schon mal auf dem Rücken geschlafen ? Nö. Genau, auch diese Nacht nicht. Dazu gesellen sich dann noch unglaubliche Darmkrämpfe, die ich normalerweise mit "Krümmen" bekämpfen würde. Das ist aber ziemlich schwer, wenn man seine Hüfte nicht beugen darf - und vor allem nicht beugen kann.
Die Nacht verläuft also "unschön".
Mittwoch, 11.05.16 - Tal und Berg
Endlich ist Morgen. Der Darm ist aber noch immer da. Was einerseits natürlich gut ist, andererseits aber massiv stört. Ich frage mich ersthaft an welcher Stelle ich eigentlich operiert wurde. Auf jeden Fall bin ich nicht in der Lage etwas zu essen oder Koffein zu mir zu nehmen. Das sollte sich rächen.Ich bekomme weiterhin venöse Dröhnungen gepaart mit Bonbons. Die helfen. Gegen alles. Um 11 Uhr kommt die Physio und schwatzt mir erste Gehversuche mit dem Rollator auf. Wenn meine Mutter noch reden könnte, hätte ich mir spätestens jetzt ein paar Tipps abgeholt. Bevor ich aufstehe, bekomme ich noch den Trick mit dem Anheben des rechten Beins durch Unterwandern des linken Beines erklärt. Klappt perfekt, sodass ich mich alleine aus dem Bett abrollen kann. Ich stehe also. Natürlich auf dem linken Bein. Das rechte gehört mir ja noch nicht so ganz. Dann rein in die Crocks und am Rollator Halt gesucht. Was für ein unwirkliches Gefühl. Gehört das wirklich zu mir. Und vor allem hält das schon nach einem Tag. Wenn ich mit Sekundenkleber den Speichenmagnet am Laufrad festklebe, geht der doch immer nach ein paar Umdrehungen wieder ab.
Nicht schluffen, gehen, höre ich die klare Ansage. Was macht der Kreilauf ? Gut, gut. Fünf Meter geschafft, dann merke ich schon den kalten Schweiß. Kreislauf, Kreislauf. Geht weg, geht weg. Und bums liege ich in den Armen der Krankenpfleger. Die heben mich dann wieder ins Bett. Ausgangsposition also wieder erreicht. Bett in die negative Stellung. Kopf nach unten und wieder ne neues Dröhnung durch einen der Einschüsse. Hilft auf jeden Fall. Irgendwann bin ich dann wieder bei Sinnen und das Bett bewegt sich in die Ausgangsposition zurück. Fiasko würde ich das nennen. Und das alles unter den Augen meiner Frau, die anfänglich noch kluge Sprüche parat hatte. Warte ab auf deinen nächsten Trainingsplan.
Das muss der Tiefpunkt sein. Weiter nach unten geht nicht - also geht es von jetzt ab nur noch bergauf. Stimmt. Denn so langsam werden auch die Darmkrämpfe weniger. Dröhnungsbedingt. Ich esse etwas zu Mittag und trinke vor allem Kaffee bevor der zweite Gehversuch startet. Der muss klappen - Failure is not an option! Ich muss aufs Klo und will unter allen Umständen die Pfanne vermeiden.
Exkurs Pieseln
Pfanne geht gar nicht. No Go. Aber pieseln in der Horizontalen habe ich gelernt. Wir Triathleten können ja in allen möglichen Lagen piseln. Aber in der Horizontalen ist das etwas neues. Einfach ins Röhrchen pieseln, Stopfen drauf und morgens Früh ausleeren lassen. Ohne Aufstehen. Ist auf jeden Fall kurzfristig einen Gedanken wert ob das nicht auch eine dauerhafte Lösung sein könnte - für zuhause. Dafür fehlt mir die Vorrichtung und der Stopfen. Also lassen wir das wohl mal. Exkurs Ende.
Der Physio kommt jetzt gleich mit zwei Helfern. Wirkt irgendwie vertrauenerweckend aus wenn direkt eine ganze Mannschaft zum Auffangen mitkommt. Also gleiches Prozedere wie heute Morgen. Aus dem Bett raus und ran an den Rollator. Der Kreislauf ist jetzt definitiv meiner. Blutdruck wurde vorsichtshalber nochmal geprüft. 130 zu 80. Die Schritte fühlen sich merkwürdig an. Der Fremdkörper muss sich mir erstmal vorstellen bevor ich ihn in meine Fernbedienung einbaue. Aber es funktioniert. Ich gehe. Gefühlt 70:30 Verteilung rechts zu links. Links 90% auf dem Rollator, 10% auf dem Bein. Und ich komme bis ins Badezimmer. Kreislauf stabil und Pfanne ausgetrickst. Der erste Erfolg. Und was für einer. Allein hingesetzt und wieder aufgestanden. Alleine ist übertrieben - mit Rollator natürlich. Auf jeden Fall sind meine Darmprobleme gelöst. Jetzt spüre ich endlich den operierten Bereich. Aber "nur" die Wunde.
Ich komme selbstständig mit dem Rollator wieder aus dem Bad und ins Bett. Die Supporter sind zwischenzeitlich auch wieder wichtigeren Dinge nachgegangen, was mich beruhigt. Später mache ich dann eine Rollatorrunde über den halben Flur. Perfekt. Die Kraftverteilung lasse ich derweil so wie am Anfang.
Zwischenzeitlich wird auch das zweite Bett belegt. Herr F. wird morgen mit einem neuen Knie ausgestattet. Er ist schon über siebzig, spielt regelmäßig Medenspiele und schaut auch gerne Sport. Also ist wieder Giro-Time. Greipel mit mächtigem Finish. Genial.
Kurz vor dem Abendessen kommt dann ein Ritual, dass man mir für die kommenden sechs Wochen angekündigt hat. Trombosespritze in den Bauch. Täglich und in den Bauch. Ja, Bauch. Ich kotz, wenn ich das so sagen darf. Bei meiner Spritzenphobie sind das ja herrliche Aussichten. Die folgende venöse Dröhnung betrachte ich quasi als Entschädigung.
Aus dem Schlaftablettenablehnungsfehler habe ich gelernt. Ich konnte also halbwegs schlafen. Auch auf dem Rücken und mit Beinschiene.
Donnerstag, 12.05.16 - Kabellos
Die erste Infusion läuft noch durch. Dann ist die Vene endgültig zu. Normalerweise sollte heute und morgen noch intravenös und oral versorgt werden. Ersteres hat sich damit erledigt. Ich glaube meine Spritzenphobie trug dazu bei, dass ich ab sofort nur noch auf Tabletten bin. Schön! Die Dinger rausziehen ist übrigens kein Bestandteil meiner Phobie. Auch nicht das Ziehen der Drainage. Das erfolgte dann am Nachmittag. Problemlos und wie ein Mann. Dabei konnte ich zum ersten Mal auch einen Blick auf meinen neuen seitlichen Reißverschluss werfen. Männer mit Narbe sind ja interessanter. So sagt man.Heute geht es natürlich auch mit Rollischubsen und Physio weiter. Erste Muskel- und weitere Dehnübungen. Ich bin heute bereits bei einem Spreitzwinkel, den ich zuletzt gerade noch so auf dem Abduktorentrainer erreicht habe. Mein Bein kann ich jetzt auch schon ein paar Zentimeter anheben. Sieht also alles sehr gut aus.
Am Nachmittag darf ich dann meinem Rollator tschö sagen und die Krücken begrüßen. Ich dachte bisher immer, wenn ich aus T2 (Wechselzone nach dem Radfahren) komme eier ich rum. Aber jetzt weiß ich erst, was richtiges rumgeeiere ist. Aber es klappt. Auch hier noch so ziemlich die gleiche Kraftverteilung wie beim Rollator. Und alles schön vorsichtig. Könnte ja was kaputtgehen. Wat für'n Quatsch! Wichtig ist jetzt den liebgewonnenen Schonhaltungsgang wieder zu eliminieren. Dazu muss ich ganz bewußt das Ausweichen der Hüfte vermeiden. Ich muss wohl meinem Hüftstrecker und Hüftbeuger wieder beibringen, dass sie gefälligst nach vorne arbeiten und nicht zur Seite. Und den anderen Beteiligten natürlich auch. Das scheint aber noch ein langer Weg zu sein.
Exkurs Was darf ich, was nicht.
Ich hoffe, ich habe das so richtig verstanden. Ich darf meine Hüfte nicht mehr als 90 Grad anwinkeln. Das muss man etwas üben. Vor allem bevor man sich auf Toilette setzt. Tiefe Sessel sind also tabu. Hohe Stühle top. Wichtig ist vor allem eine Rotation zu vermeiden. Egal zu welcher Seite. Dazu müssen die Beine immer eine Art Parallelogramm ergeben. Das ist vor allem dann wichtig, wenn ich Nachts ohne Schiene schlafen darf. Dazu legt man am besten ein dickes Kissen zwischen die Beine. Damit knickt das rechte Bein nicht ab und fällt nicht hinter das linke Bein - wenn man auf der linken Seite liegt. Rechts liegen is eh tabu. Exkurs Ende.
Der restliche Tag besteht aus etwas Lektüre, vor allem aber aus Giro und Eishockey WM. Auch auf das tägliche Attentat auf meinen Bauch gehe ich nicht näher ein.
Freitag, 13.05.16 - 480 Meter
Erstmal meine Garmin anziehen. Heute muss ich mal kontrollieren wie viele Schritte ich laufe. Ansonsten ist alles wie gehabt. Medikation, Physio und immer wieder über den Gang 'gekrückt'. So langsam gewinne ich auch an Sicherheit und akzeptiere meinen neuen Keramikfreund als integraler Bestandteil meiner selbst.Zu erwähnen ist aber noch die vorerst letzte Blutentnahme. An den ersten drei Tagen wird das Blut auf Entzündungswerte kontrolliert. Tendenz positiv.
Exkurs Besuch: Ich liege zwar mit Werner - wir Sportler duzen uns mittlerweile - in einem Zimmer. Besuch ist aber für uns nicht wirklich ein Problem. Denn mein Besuch kam bisher immer Vormittags und der von Werner am späten Nachmittag. Petra und die Kids sind natürlich Dauergast. Aber auch mein Bruder Heinz mit seiner Frau, Paul und Detlef waren schon hier. Paul sogar schon zweimal. Einmal sogar mit Ela und Anna. Georg und Sylvia haben noch schnell vor ihrem Urlaub vorbeigeschaut, genauso wie meine Kollegen Manni und Albert. Alles sehr schön für mich. Danke euch. Exkurs Ende.
An dieser Stelle muss ich doch nochmal auf die Trombosespritzen eingehen. Die bekomme ich nämlich seit heute in den Oberschenkel. Das ist für mich deutlich angenehmer. Wobei angenehm hier wohl besser durch "etwas weniger schlimm" ersetzt werden müsste. Die Krankenschwester will mir ab heute einen Smiley auf den Oberschenkel stechen. Habe ich nicht verstanden. Drei Tage später weiß ich was sie meinte. Jede Spritze wird zu einem schönen blauen Fleck. Ich glaube am Montag muss ich dann genau hinschauen, wie gespritzt wird. Denn ich muss ja ab Donnerstag selber spritzen. Sieht bestimmt sche.... aus, wenn man beim Selbstspritzen kollabiert.
Am Ende des Tages hatte ich 480 Meter auf der Uhr.
Samstag, 14.06.16 - Endlich wieder ein Mensch
Duschen ist ein cooles Ding - nach vier Tagen Katzenwäsche. Die letzten Tage wären duschmäßig ein Schlaraffenland für meinen Sohn Viktor gewesen. Vorsichtshalber habe ich meine Frau gebeten mich zu beaufsichtigen. Reine Vorsichtsmaßnahme da ich keine Krücken mit in die Dusche nehmen möchte. Das funktioniert aber ganz gut mit Wand und einem kleinen Hocker zum Abstützen. Erfordert aber ein gutes Gleichgewicht und Fußgefühl um das operierte Bein weitestgehend zu entlasten. Ach ja, organisieren sollte man sich vorher. Handtuch, Seife, Klamotten, etc muss vorher mit den Krücken so platziert werden, dass man zeitpunktgenau ohne Probleme wieder dran kommt. Also auch hier erst denken, dann blablabla.Ansonsten nix besonderes außer Sky Bundesliga Finale.
Heute standen 900m auf der Uhr - Ziel für morgen: 1000m Schallmauer durchbrechen!
Sonntag, 15.05.16 - frische Luft
Heute darf ich mit meiner Frau raus! Coffee Time - Pfingsten und fast alles hat zu. Fast. Gottseidank. Während wir Kaffee trinken, sind meine Kids im Kino. Im Anschluss treffen wir uns alle in meinem Zimmer. Alle heißt, meine Kids plus zwei weitere Freunde meiner Kids. Kommentar der Krankenschwester: "Sie waren aber fleißig Herr Willems" - das habe ich, ehrlich wie ich bin, dementiert. Keine fremden Lorbeeren.Nachmittags gibt es dann noch etwas TV Stress, da Giro mit Einzelzeitfahren, Deutschland - Ungarn bei der Eishockey WM und 2. Bundesliga quasi parallel liefen.
Der Smiley bekommt jetzt die Nase. Augen sind ja schon da
Neuer Rekord: 1900m . Ich bin stolz.
Montag, 16.05.16 - Schiene by by
Wer nicht gewohnt ist auf dem Rücken zu schlafen, wird es nach einer Hüft OP zwangsweise lernen oder eben die Nacht zum Tag machen. Das operierte Bein liegt lose in einer Schiene die verhindern soll, dass eine Flexion bzw. Rotation des Beines im Schlaf vorgenommen wird. Damit ergibt sich zwangsweise die Rückenlage. Neben dem Winkel im Hüftbereich (nicht größer als 90 Grad), muss ich also auch darauf achten, dass ich mit dem operierten Bein nicht nach innen oder außen rotiere. Dazu habe ich immer ein Parallelogramm im Kopf. Siehe auch Exkurs Was darf ich, was nicht.Ab morgen muss ich mir die Thrombosespritzen selber setzen. Morgen ist also die Verprobung bevor ich nach Hause darf. Das beschäftigt mich ab jetzt quasi stündlich. Lieber den Oberschenkel nutzen, der mittlerweile schöne viele blaue Stellen hat oder doch den Bauch, an dem ich bei genauerer Betrachtung doch Speck feststelle. Wo kommt der her ? Eine Woche ohne Training und schon wieder fett ? Na ja, scheint ja auch Vorteile zu haben. Sehen wir aber morgen.
Deutschland - Ungarn. Was für ein Spiel; gerade nochmal so geschafft. Mein Zimmernachbar ist so aufgeregt, dass er eine Schlaftabellte nimmt und quasi während er diese schluckt schon einschläft. Zu meinem Leidwesen. Denn er liegt auch auf dem Rücken.
Jetzt ist es dann soweit. Ich darf die Schiene zunächst neben dem Bett platzieren; falls ich doch noch darauf zurückgreifen muss. Zwischen die Beine kommt das Kissen, dass die Rotation in der Seitlage - nicht operierte Seite - verhindert. Dabei wird das operierte Bein einfach auf das nicht operierte Bein gelegt und kann nicht zur Matratze hin abknicken. Da liegt ja ein Teil des Kissens! Clever. Funktioniert. Die Schiene ist also ab heute passé. Nicht nur die Schiene, sondern auch die Schlaftablette, die ich bis dato genommen habe. Bin mir aber nicht sicher ob das nicht nur Baldrian war....hatte ja bis dato noch nie Schlaftabletten nehmen müssen.
Dienstag, 17.05.16 - Abschlussuntersuchungen
Heute stehen die Abschlussuntersuchungen an. Nochmal Blutkontrolle, Röntgen und Venencheck beim Kardiologen. Dr. Stock gibt während der Visite, sicherlich auch bedingt durch meine gute Muskulatur, grünes Licht. Natürlich vorbehaltlich der noch ausstehenden Untersuchungen.Exkurs gezieltes Training
Zielgerichtetes Laufen ging ja schon seit Monaten nicht mehr. Den Pulheimer Staffelmarathon bin ich noch mitgelaufen. 5k in 20:20. Damit war ich zufrieden obwohl das weit weit weg ist von meinen normalen 5k Zeiten. Die Hüfte weicht halt beim Laufen aus. Dadurch kann sich der Laufdruck eben nicht mehr nach vorne entwickeln, sondern verpufft zur Seite. Da die Schmerzen mittlerweile unerträglich sind, beschließe ich im Januar das Lauftraining komplett einzustellen.
Schwimmen und Radfahren geht weiterhin extrem gut. Sieben bis 10 Schwimmkilometer pro Woche und im Schnitt 200 Radkilometer. Dann noch das 14-tägige Trainingslager Anfang April auf Malle mit 1000 Radkilometer und knapp 30 Schwimmkilometer.
Mindestens genauso wichtig wie die Schwimm- und Radeinheiten war das kontinuierliche Krafttraining. Nachdem klar war, dass ich an einer OP nicht vorbei komme, habe ich das Krafttraining auf drei Einheiten pro Woche erhöht. Dazu habe ich ein gezieltes Training entwickelt, dass sowohl im Abduktoren und Adduktoren Bereich weiter kräftigt aber auch die Beine insgesamt und den Oberkörper nicht außer acht läßt. Für den Zustand meiner Muskulatur erhalte ich deutliches Lob. Es hilft ungemein um nach der OP wieder auf die Bein zu kommen. Das soll nicht heißen, dass es dann ratzfatz geht. Ich kann nur empfehlen sich Zeit zu nehmen und das auch in seiner Zielsetzung zu berücksichtigen. Aber eine gute Muskulatur erleichtert einiges.
Ende Exkurs.
Beim Röntgen sehe ich zum ersten Mal meinen neuen Mitbewohner. Der ist noch namenlos - da arbeite ich noch dran. Der nichtzementierte Kurzschaft ist gut erkennbar und auch die Keramik-Polyethylen Gleitpaarung. Sieht gut aus.
Der Kardiologe findet auch auf Anhieb jede Arterie und die jeweils gegenläufige Vene. Blut fließt genau dahin wo es soll. Ich bekomme also auch grünes Licht von ihm.
Dann geht es wieder nach oben bzw. noch kurz vor die Tür einen leckeren Kaffee trinken. Ich muss mich ja jetzt langsam wieder an frische Luft gewöhnen.
19 Uhr. Spritzenzeit. Seit ca. 30 Minuten habe ich das Teil vor mir liegen. Sieht eigentlich aus produktästhetischer Sicht gut aus. Die Spritze scheint auch nicht so dick zu sein. Ich glaube die passt doch besser in meine Speckfalte als in den blauen Oberschenkel. Auch wenn damit der Smiley auf halber Strecke verhungert. Ist aber noch etwas Zeit für den finalen Schuss. Dann ist es soweit; die Schwester betritt den Raum und es gibt kein Entrinnen mehr. Es erfolgt eine genaue Anweisung wie ich die Spritze öffnen muss. Schaffe ich. Stelle abtupfen. Ich entscheide mich für die Speckrolle. Dann senkrecht ansetzen und rein damit. Bis zum Klicken. Dann geht die Nadel wieder von selbst raus. Ein Held ist geboren ! Mir ist zwar kotzübel aber es funktioniert. Morgen dann der erste Versuch ohne fremde Hilfe. Bin jetzt schon gespannt.
Die letzte Nacht. Mein Zimmernachbar hat wieder eine Schlaftablette eingeworfen und ich quasi zeitgleich die Öhrstöpsel. Funktioniert nicht. Bis kurz vor 24 Uhr. Dann entscheide ich mich auch nochmal für eine Schlaftablette. Die wirkt.
Mittwoch, 18.05.16 - wieder zuhause; vorher aber noch Feueralarm
Letzte Visite. Dr. Stock gibt mir noch seine Empfehlung und Erfahrungen mit auf den Weg. Die Krücken soll ich bitte die nächsten sechs Wochen nicht auf die Seite legen. Egal was andere sagen oder machen. Seine Erfahrung, gerade bei Sportlern zeigt, dass der größte Heilungserfolg - auch das Einwachsen der Prothese - dann entsteht, wenn sechs Wochen lang nur mit Krücken belastet wird. Diese Erfahrung nehme ich gerne und dankend an. Da ich noch Ziele habe, werden die Krücken also die nächsten sechs Wochen meine Hände nicht verlassen. Dann gibt es grünes Licht für die Abreise.Vorher noch die tägliche Physio, die ich auch schon für die Zwischenzeit bis hin zur Reha organisiert habe.
Petra holt mich gegen 12 Uhr ab und eine Stunde später sitze ich tatsächlich in meinem Sessel. Der wird sofort und bis einschließlich kommenden Montagabend als meine persönliche Enklave deklariert.
Exkurs Feueralarm
So reibungslos ist der Morgen allerdings nicht. Kurz bevor ich Duschen gehe, heult die Alarmanlage los. Zunächst wird ein Codewort durchgegeben. Das ist bestimmt ein Notfall für einen der Ärzte. Also lese ich die Tageszeitung weiter. Dann aber der nächste Alarm. Der hörte sich schon deutlich 'feuriger' an. Ich schaue als auf den Gang und sehe, dass die Schwestern die bettlägerigen Patienten alle auf den Flur und dort in die Nähe des Notausgangs schieben. Muss also doch was Ernsts sein. Ein Glück, dass ich nicht unter der Dusche stehe. Aber Werner ist noch im Bad. Gottseidank nur Zähneputzen. Also erst einmal Werner aus seiner Komfortzone holen, lange Hose und Jacke an und dann raus. Über das Treppenhaus mit Krücken bis in den zweiten Stock. Dann kommt Entwarnung von unten und es geht wieder zurück. Oben angekommen entsteht ein kleines Flurhappening. Endlich mal Stimmung auf dem Flur. Großes Lob an alle Schwestern und Pfleger. Ganz ruhig und routiniert. Sehr professionell, auch in dieser Situation. Damit gibt es wirklich für alles in der Klinik die Bestnote Eins. Eins Plus für das Pflege- und Ärzteteam.
Ich frage mich was die Ärzte, die gerade in einer Operation tätig sind, in dieser Situation machen? Finde keine Antwort darauf. Ende Exkurs.
Zuhause im Sessel.19 Uhr. Spritzenzeit. Seit 30 Minuten....kennen wir ja bereits. Nur Paul, mein ältester Sohn, und ich. Viktor ist zu sehr mit Fifa15 beschäftigt. Außerdem interessiert er sich nicht für Nadeln. Ich versuche die Nadel freizulegen. Das misslingt mir schon. Ich zerlege die Hülle der Nadel in alle drei Einzelteile. Danach ist die Nadel frei. Natürlich keimfrei. Angefasst habe ich ja nix. Dann wieder Speckrolle finden und abtupfen. Und rein damit. Aber nicht so gut wie gestern. Drücke nicht ganz bis zum Klick. Reine Kopfsache. Also muss ich die Nadel selber rausziehen und etwas Restflüssigkeit fällt noch aus der Nadel auf meinen Bauch. Na ja, vielleicht zieht's ja ein. Das muss morgen deutlich besser werden.
Übrigens habe ich heute satte 2700 Meter auf der Uhr. So kann es weitergehen. Aber immer vorsichtig im Wechsel zwischen Liegen, Sitzen und Gehen. Sitzen sollte dabei der kleinste Teil in Anspruch nehmen und nie länger als 10-15 Minuten. Die 90 Gradregel habe ich mittlerweile verinnerlicht. Ist nur problematisch wenn ich mich zuhause auf die Toilette setze. In der Klinik sind die WC Sitze deutlich höher als normal. Aber auch das geht ganz gut zuhause, da ich das Bein weit strecken kann.
Donnerstag; 19.05.16 - Zwischenstopp
Ab jetzt wird es bestimmt nicht mehr so spannend. Ich bin bis Dienstagmorgen zuhause. Dann geht es für drei Wochen in die Reha.Daher entscheide ich mich nicht mehr täglich zu bloggen. Ich werde aber im regelmäßigen Abstand das wichtigste von mir hören lassen. Nur soviel, heute hat die Spritze 'gesessen'. Ich glaube ich bin die Phobie los.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen