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Mein Weg zur neuen Hüfte

- Lieber Leser -
auf dieser Seite findet ihr meine TEP Story in 3 Akten:
1. Tage der Wahrheit: OP und Krankenhausaufenthalt
2. Wie senkt man einen Altersdurchschnitt: Reha Aufenthalt in Bad Neuenahr
3. back2normal: Der ganz normale Alltag "danach"
Die Seite endet mit der Zusammenfassung der ersten 5 Monate.

Auf der Seite "Wiederaufbau" beschreibe ich dann ausführlich den Weg zurück zum Wettkampfgeschehen.




Kapitel 1: Tage der Wahrheit


Montag, 9.05.16 - Auf zur Startlinie


Alternativlos

Bestes Radwetter würde ich sagen. Und Arbeiten muss ich heute auch nicht - aber Urlaub habe ich eben auch keinen. Geplante Einlieferung in die MediaPark Klinik mit dem Ziel einer Hüft TEP auf der rechten Seite. Das steht heute auf dem Trainingsplan.
Bevor ich aber meine Räumlichkeiten der nächsten 10 Tage aufsuche, gehen meine Frau und ich noch fein Essen. Für mich gibt es - untypisch - Schnitzel. Meine Frau übernimmt den gesunden Part.
Gegen 14 Uhr gibt mich meine Frau dann auch am Empfang der Klinik ab und ab jetzt  gibt es kein Zurück mehr. Die Aufnahme ist sehr herzlich; hier scheinen alle Angestellten aufmerksam und ausgesprochen freundlich zu sein. Ich erinnere mich an die Worte meines Operateurs Dr. Stock: "...hier liegen Sie First Class". Mein Zimmer, dass ich für die ersten beiden Tage alleine 'beliegen' darf, hat raumbreite und bodentiefe Fenster, eine Minibar, einen großen Flachbildschirm und freies WLAN. Damit gleicht das Zimmer eher einem fünf Sterne Hotelzimmer, denn einem Krankenhaus Zimmer. First Class, ich erinnere mich.
Bevor ich es mir gemütlich mache, muss ich aber noch zur Kreuzblutabnahme. Und auch ihr werde ich natürlich freundlich empfangen. Die Anästhesistin weiss bereits über  meine Vorlieben Bescheid; "..ach, Sie sind der Triathlet der keine Spritzen mag....". Schön zu wissen, dass hier jeder meine Akte auch vor meinen Besuchen liest. Ich würde das abgewandelt Single Version of the truth Usage - SVotTU nennen. Sehr löblich! Wenn das mal alle  meine Kunden beherzigen würden.
Den Rest des Nachmittags habe ich "zur freien Verfügung". Als Geheimtipp erhalte ich den Vorschlag ins Kino zu gehen und noch ein Kölsch zu trinken. Gottseidank trinke ich die Plörre nicht; ok, den Kommentar ziehe ich zurück und korrigiere: Pils oder ein guter Rotwein sind mir lieber. Also, kein Kino, kein Bier aber noch einmal mit eigenen Hüften zum Dom und zurück. Wie gut, dass ich mich für die Hüft TEP entschieden hatte; der Weg ist bereits nach wenigen hundert Meter eine einzige Qual. Ich habe es aber geschafft. Keine weitere Ausführung dazu.


Dientag, 10.05.1016 - Tag der Wahrheit

Noch immer bestes Radwetter, wie mir um 7:20 der Blick durch die bodentiefen Fenster verrät. Aber kein Rad weit und breit. Nur eine nette Krankenschwester die mich auf die OP vorbereitet. Schwimmer, Radfahrer. Rasierte Beine. Also fällt eine Aufgabe schon einmal weg. Gut, ich kenne auch andere Triathleten. Auch hier keine nähere Ausführung. Dann noch schnell das schöne OP Röckchen an und wieder ins Bett. Sollte mein Puls im Bett nicht nahe dem Ruhepuls sein ? Ich glaube das ist eine Mähr. Wenn ich meinem Puls Glauben schenken soll, bin ich gerade mitten im 8ten 400er Intervall mit 200m Trabpause. War also kurz vor stabilen 172.
Während des neunten Intervalls werde ich dann aber abrupt unterbrochen und in den OP Bereich gefahren. SVotTU. Wieder wissen alle Bescheid. Die Spritzenmimi kommt - wie kann der nur ne Langdistanz finishen? Ernsthaft: First Class auch hier. Die Damen um Frau Dr. Szilagy sind auch hier ausgesprochen fürsorglich und quatschen mich quasi in die Narkose. Vielleicht war es auch der Puls. Auf jeden Fall habe bekomme ich von dem ganzen Spritzengedöns nicht viel mit. Schön wars - ich glaube ich bedanke mich sogar beim Rausfahren noch dafür. Das würde ich allerdings heute nicht unterschreiben, denn die Dröhnung war zu dem Zeitpunkt bestimmt noch ausreichend für die andere Seite.....bitte nicht.
Ich erinnere mich aber definitiv daran, dass ich als erstes wieder die vertraute Stimmen von vorher höre. Ich solle doch bitte tief durch die Nase atmen um dem Sauerstoff zu entgehen. Es ging mir gut. Dr. Stock kommt mit Thumbs Up und den Worten "das war höchste Zeit" vorbei. Entscheidung also nochmals bestätigt. Geschafft!
Dann geht es auch schon wieder hoch. Mit viel Dröhnung und Adrenalin. Ob ich Lust auf ein Cordon Bleu habe? Cordon Bleu? Ich hatte doch schon länger kein Fleisch mehr gegessen. Wieso also nicht - rein damit und das Schnitzel vom Vortag ignoriert.
Kurz danach ist es dann aber auch höchste Zeit für die Live Übertragung der 4. Etappe des Giro. Die hat dann aber doch einige Bildstörungen; inklusive Zieleinlauf. Gegen 17 Uhr kommt Petra vorbei und die Welt ist in wieder Ordnung. Ohne Bildstörung.
Im späteren Verlauf schauen auch noch Dr. Stock und Dr. Szilagy vorbei. Mein Zustand ist auch für die beiden ok. Auch meine Verkabelung funktioniert wohl  problemlos. Dr. Stock bestätigt nochmals sein Thumbs-Up und schaute sich die korrigiere und damit nicht mehr vorhandene Beinlängendifferenz an. Dr. Szilagy erzählt mir noch, dass wohl eine Menge an Entspannungsmittel benötigt wurde um meine Muskulatur "gefügig" zu machen. Wie auch immer, ich war jetzt "durch". Dachte ich.
Die Nachtschwester bietet mir eine Schlaftablette an, die ich Held dankend ablehne. Habe noch nie eine Schlaftablette genommen. Wieso heute ? Wirkliche Scherzen habe ich auch nicht. Was soll also schiefgehen. Als ich dann schlafen will, muss ich registrieren, dass ich ja in einer Beinschiene und auf dem Rücken liege. Schon mal auf dem Rücken geschlafen ? Nö. Genau, auch diese Nacht nicht. Dazu gesellen sich dann noch unglaubliche Darmkrämpfe, die ich normalerweise mit "Krümmen" bekämpfen würde. Das ist aber ziemlich schwer, wenn man seine Hüfte nicht beugen darf - und vor allem nicht beugen kann.
Die Nacht verläuft also "unschön".


Mittwoch, 11.05.1016 - Tal und Berg

Endlich ist Morgen. Der Darm ist aber noch immer da. Was einerseits natürlich gut ist, andererseits aber massiv stört. Ich frage mich ersthaft an welcher Stelle ich eigentlich operiert wurde. Auf jeden Fall bin ich nicht in der Lage etwas zu essen oder Koffein zu mir zu nehmen. Das sollte sich rächen.
Ich bekomme weiterhin venöse Dröhnungen gepaart mit Bonbons. Die helfen. Gegen alles. Um 11 Uhr kommt die Physio und schwatzt mir erste Gehversuche mit dem Rollator auf. Wenn meine Mutter noch reden könnte, hätte ich mir spätestens jetzt ein paar Tipps abgeholt. Bevor ich aufstehe, bekomme ich noch den Trick mit dem Anheben des rechten Beins durch Unterwandern des linken Beines erklärt. Klappt perfekt, sodass ich mich alleine aus dem Bett abrollen kann. Ich stehe also. Natürlich auf dem linken Bein. Das rechte gehört mir ja noch nicht so ganz. Dann rein in die Crocks und am Rollator Halt gesucht. Was für ein unwirkliches Gefühl. Gehört das wirklich zu mir. Und vor allem hält das schon nach einem Tag. Wenn ich mit Sekundenkleber den Speichenmagnet am Laufrad festklebe, geht der doch immer nach ein paar Umdrehungen wieder ab. Nicht schluffen, gehen, höre ich die klare Ansage. Was macht der Kreilauf ? Gut, gut. Fünf Meter geschafft, dann merke ich schon den kalten Schweiß. Kreislauf, Kreislauf. Geht weg, geht weg. Und bums liege ich in den Armen der Krankenpfleger. Die heben mich dann wieder ins Bett. Ausgangsposition also wieder erreicht. Bett in die negative Stellung. Kopf nach unten und wieder ne neues Dröhnung durch einen der Einschüsse. Hilft auf jeden Fall. Irgendwann bin ich dann wieder bei Sinnen und das Bett bewegt sich in die Ausgangsposition zurück. Fiasko würde ich das nennen. Und das alles unter den Augen meiner Frau, die anfänglich noch kluge Sprüche parat hatte. Warte ab auf deinen nächsten Trainingsplan.
Das muss der Tiefpunkt sein. Weiter nach unten geht nicht - also geht es von jetzt ab nur noch bergauf. Stimmt. Denn so langsam werden auch die Darmkrämpfe weniger. Dröhnungsbedingt. Ich esse etwas zu Mittag und trinke vor allem Kaffee bevor der zweite Gehversuch startet. Der muss klappen - Failure is not an option! Ich muss aufs Klo und will unter allen Umständen die Pfanne vermeiden.


Exkurs Pieseln:
Pfanne geht gar nicht. No Go. Aber pieseln in der Horizontalen habe ich gelernt. Wir Triathleten können ja in allen möglichen Lagen piseln. Aber in der Horizontalen ist das etwas neues. Einfach ins Röhrchen pieseln, Stopfen drauf und morgens Früh ausleeren lassen. Ohne Aufstehen. Ist auf jeden Fall kurzfristig einen Gedanken wert ob das nicht auch eine dauerhafte Lösung sein könnte - für zuhause. Dafür fehlt mir die Vorrichtung und der Stopfen. Also lassen wir das wohl mal.
Exkurs Ende.

Der Physio kommt jetzt gleich mit zwei Helfern. Wirkt irgendwie vertrauenerweckend aus wenn direkt eine ganze Mannschaft zum Auffangen mitkommt. Also gleiches Prozedere  wie heute Morgen. Aus dem Bett raus und ran an den Rollator. Der Kreislauf ist jetzt definitiv meiner. Blutdruck wurde vorsichtshalber nochmal geprüft. 130 zu 80. Die Schritte fühlen sich merkwürdig an. Der Fremdkörper muss sich mir erstmal vorstellen bevor ich ihn in meine Fernbedienung einbaue. Aber es funktioniert. Ich gehe. Gefühlt 70:30 Verteilung rechts zu links. Links 90% auf dem Rollator, 10% auf dem Bein. Und ich komme bis ins Badezimmer. Kreislauf stabil und Pfanne ausgetrickst. Der erste Erfolg. Und was für einer. Allein hingesetzt und wieder aufgestanden. Alleine ist übertrieben - mit Rollator natürlich. Auf jeden Fall sind meine Darmprobleme gelöst. Jetzt spüre ich endlich den operierten Bereich. Aber "nur" die Wunde.
Ich komme selbstständig mit dem Rollator wieder aus dem Bad und ins Bett. Die Supporter sind zwischenzeitlich auch wieder wichtigeren Dinge nachgegangen, was mich beruhigt. Später mache ich dann eine Rollatorrunde über den halben Flur. Perfekt. Die Kraftverteilung lasse ich derweil so wie am Anfang.
Zwischenzeitlich wird auch das zweite Bett belegt. Herr F. wird morgen mit einem neuen Knie ausgestattet. Er ist schon über siebzig, spielt regelmäßig Medenspiele und schaut auch gerne Sport. Also ist wieder Giro-Time. Greipel mit mächtigem Finish. Genial.
Kurz vor dem Abendessen kommt dann ein Ritual, dass man mir für die kommenden sechs Wochen angekündigt hat. Trombosespritze in den Bauch. Täglich und in den Bauch. Ja, Bauch. Ich kotz, wenn ich das so sagen darf. Bei meiner Spritzenphobie sind das ja herrliche Aussichten. Die folgende venöse Dröhnung betrachte ich quasi als Entschädigung.
Aus dem Schlaftablettenablehnungsfehler habe ich gelernt. Ich konnte also halbwegs schlafen. Auch auf dem Rücken und mit Beinschiene.


Donnerstag, 12.05.1016 - kabellos

Die erste Infusion läuft noch durch. Dann ist die Vene endgültig zu. Normalerweise sollte heute und morgen noch intravenös und oral versorgt werden. Ersteres hat sich damit erledigt. Ich glaube meine Spritzenphobie trug dazu bei, dass ich ab sofort nur noch auf Tabletten bin. Schön! Die Dinger rausziehen ist übrigens kein Bestandteil meiner Phobie. Auch nicht das Ziehen der Drainage. Das erfolgte dann am Nachmittag. Problemlos und wie ein Mann. Dabei konnte ich zum ersten Mal auch einen Blick auf meinen neuen seitlichen Reißverschluss werfen. Männer mit Narbe sind ja interessanter. So sagt man.
Heute geht es natürlich auch mit Rollischubsen und Physio weiter. Erste Muskel- und weitere Dehnübungen. Ich bin heute bereits bei einem Spreitzwinkel, den ich zuletzt gerade noch so auf dem Abduktorentrainer erreicht habe. Mein Bein kann ich jetzt auch schon ein paar Zentimeter anheben. Sieht also alles sehr gut aus.
Am Nachmittag darf ich dann meinem Rollator tschö sagen und die Krücken begrüßen. Ich dachte bisher immer, wenn ich aus T2 (Wechselzone nach dem Radfahren) komme eier ich rum. Aber jetzt weiß ich erst, was richtiges rumgeeiere ist. Aber es klappt. Auch hier noch so ziemlich die gleiche Kraftverteilung wie beim Rollator. Und alles schön vorsichtig. Könnte ja was kaputtgehen. Wat für'n Quatsch! Wichtig ist jetzt den liebgewonnenen Schonhaltungsgang wieder zu eliminieren. Dazu muss ich ganz bewußt das Ausweichen der Hüfte vermeiden. Ich muss wohl meinem Hüftstrecker und Hüftbeuger wieder beibringen, dass sie gefälligst nach vorne arbeiten und nicht zur Seite. Und den anderen Beteiligten natürlich auch. Das scheint aber noch ein langer Weg zu sein.
Exkurs Was darf ich, was nicht.
Ich hoffe, ich habe das so richtig verstanden. Ich darf meine Hüfte nicht mehr als 90 Grad anwinkeln. Das muss man etwas üben. Vor allem bevor man sich auf Toilette setzt. Tiefe Sessel sind also tabu. Hohe Stühle top. Wichtig ist vor allem eine Rotation zu vermeiden. Egal zu welcher Seite. Dazu müssen die Beine immer eine Art Parallelogramm ergeben. Das ist vor allem dann wichtig, wenn ich Nachts ohne Schiene schlafen darf. Dazu legt man am besten ein dickes Kissen zwischen die Beine. Damit knickt das rechte Bein nicht ab und fällt nicht hinter das linke Bein - wenn man auf der linken Seite liegt. Rechts liegen is eh tabu. Exkurs Ende.
Der restliche Tag besteht aus etwas Lektüre, vor allem aber aus Giro und Eishockey WM. Auch auf das tägliche Attentat auf meinen Bauch gehe ich nicht näher ein.


Donnerstag, 19.05.1016 - Zwischenstopp
Zuhause und im eigenen Bett ...

Ab jetzt wird es bestimmt nicht mehr so spannend. Ich bin bis Dienstagmorgen zuhause. Dann geht es für drei Wochen in die Reha.
Daher entscheide ich mich nicht mehr täglich zu bloggen. Ich werde aber im regelmäßigen Abstand das wichtigste von mir hören lassen. Nur soviel, heute hat die Spritze 'gesessen'. Ich glaube ich bin die Phobie los.


(M)Ein Versuch den OP Bericht zu verstehen

Thumbs-Up. Das ist meine Erinnerung unmittelbar im Anschluss an die OP. Im Abschlussbericht für die weiterbehandelnden Physios bzw. Rehaklink wird von einer völlig komplikationslosen  OP berichtet. Ähnliches habe ich auch den Worten von Dr. Stock, dem Operateur entnommen.
Wenn ich mir aber den detaillierten OP-Bericht durchlesen, mutmaße ich - mit meinem laienhaften Wissen - doch die ein oder andere Komplikation. Aber für den Operateur war es wahrscheinlich doch nur "der normaler Alltag". Wie auch immer.
Nachdem ich komplett narkotisiert war, hat sich das Ärzteteam nochmal einen Überblick über meinen deutlich eingeschränkten Bewegungsspielraum gemacht. Die Abspreizung ist annähernd aufgehoben. Klar, ich kam ja zum Schluss so gut wie gar nicht mehr vom Rennrad runter. Zumindest nicht durch elegantes Abschwingen.
Gestartet wurde mit der seitlichen Durchtrennung der Haut und des subkutanen Gewebes. Dort wurde der Operateur bereits von einer großen entzündeten Bursa Trochanterica empfangen. Dabei handelt es sich um Schleimbeutel, die sich zwischen Trochanter major des Oberschenkelknochens und den ansetzenden Muskeln befinden und in der Form dort sicherlich nicht hin gehören. Die Schleimbeutel wurde daraufhin komplett entfernt.
Nachdem weitere Muskeln und Sehnen mit ein paar Hebel auseinander gedrückt und fixiert wurden, wird die Gelenkkapsel geöffnet. Die Gelenkkapsel wird ebenfalls entfernt, da diese sich auch nicht gerade "normal" darstellt. Die weitere Entfernung der synovialen Kapselanteile wird ebenfalls als schwierig und mit erhöhtem Zeitaufwand beschrieben.
Weiter geht es mit der Luxation (Ausrenken) des Hüftkopfes. Der will wegen der erhöhten Muskelspannung aber auch nicht auf Anhieb. Für die Muskelentspannung gibt es weitere flüssige Unterstützung. Dann die komplette Entfernung des Narben- und Kapselgewebes vom knöchernen Pfannenrand. Aber auch hier wartet eine Komplikation, da sich am unteren Pfannenerker funktionsbehindernde Osteophyten (Knochenneubildungen) von mehr als 2cm befinden. Diese werden natürlich sorgfältig abgetragen.
Dann wird der Pfannengrund ausgefräst. Die erkennbaren Zysten werden ausgelöffelt und der Pfannenboden der dysplastischen Pfanne (würde ich mit "nicht gebrauchsüblich" übersetzen)  ausgemeißelt. Hört sich ziemlich martialisch an - mitbekommen habe ich davon natürlich nix. Bevor die Probepfanne eingesetzt wird, werden noch die Defekte im Pfannendachbereich ausgefüllt. Anschließend kommt das Inlay und die Originalpfanne zum Einsatz. Damit ist der oberer Bereich vorerst abgeschlossen.
Jetzt muss der Schenkelhals 'ran' oder besser "ab". Das scheint aufgrund der Kontrakturen der Rotatoren wohl auch etwas zeitaufwendiger zu sein. Ich glaube an den Außenrotatoren wurde dann auch noch was rumgeschnibbelt. Der femorale Knochen stellt sich als extrem hart dar. Daher dauert auch das Aufsägen etwas länger. Anschließend wird der Markraum für das Implantat aufgeraspelt. Das 'Loch' wird mit dem Probeimplantat und dem Probekopf getestet. Dabei wird gleichzeitig die Beinlängendifferenz geprüft. Nachdem alles 'passt' kommen die Originalteile zum Einsatz. Anschließend wird zur Kontrolle geröntgt. Bevor das 'Loch' wieder zugemacht wird, wird noch alles schön sauber gemacht und dann der Reißverschluss 'abgeschlossen'. Damit der verbliebene flüssige Rest noch schön rauslaufen kann, kommen noch zwei Kabel ins Bein. Die Kabel haben eine Halbwertszeit von zwei Tagen. Das wars. Nicht ganz; im OP Bericht steht noch, dass die Abduktoren versetzt wurden. Das werde ich selbstverständlich im nächstenmöglichen Krafttraining testen - das wird aber wohl noch etwas dauern :-)
Wie hart auch immer sich der Bericht für einen Laien anhört, ich kann nur betonen wie zufrieden ich mit den erbrachten Leistungen bin. Ich bin schmerzfrei - bis auf den Wundschmerz - und kann sehr gut abwarten bis alles komplett verheilt ist. Auch die anstehenden sechs Wochen mit  Krücken sind für mich kein großes Dilemma. Einzig alleine auf die 90 Grad Beugung zu achten fällt mir ab und zu schon schwer.


Phobie überwunden - Thrombosespritzen Zombie

20. Mai 2016 - First Class
Unter dem Motto standen die zehn Tage Klinikaufenthalt. Ausnahmslos. Die Messlatte für meinen Zwischenstopp zuhause lag also hoch. Meine Familie hat es aber geschafft an den fünf Tagen den Standard zu halten. Ebenfalls ausnahmslos. Es gibt also nicht viel zu erzählen außer der - ich sag mal punktuellen - Überwindung meiner Spritzenphobie.

Ich sollte ja immer schön abwechselnd links und rechts vom Bauchnabel spritzen. Also habe ich mit der rechten Seite angefangen. Das war nix. Zumindest im Vergleich zum Vortag unter Aufsicht. Ich konnte die Nadel einfach nicht durchdrücken. Also gingen etwa 5% Flüssigkeit verloren. Die Nadel musste ich dann selber rausziehen, da der Automatismus natürlich nicht funktionierte. Zweiter Tag dann die linke Seite mit perfektem Ergebnis. Dritter Tag wieder rechts und das gleiche Spiel wie zweit Tage vorher. Die rechte Seite scheint verhext. Oder anders ausgedrückt, für die rechte Seite habe ich wohl keine Kraft in den Fingern. War ja auch nie Bestandteil meines Muskelaufbautrainings. Dann wieder die linke Seite und alle funktionierte fabelhaft. Sonntags war dann wieder rechts dran. Diesmal hatte ich mich besonders gut vorbereitet. Also Stelle 'markiert' und gesäubert. Nadel freigelegt. Und rein damit. Bis zum Anschlag und noch weiter. Was soll ich sagen, der sche... Automatismus hat schon wieder nicht funktioniert. Also ziehe ich die Nadel wieder selber raus; und die kommt mir verbogen entgegen. Man, hab ich Bauchmuskel, hart wie Eisen. Die verbiegen sogar Thrombosenadel. Den Gedanken habe ich dann noch etwas weiter ausgeschmückt. Aber nur für mich selbst

Montags dann wieder die andere Seite, die natürlich perfekt funktionierte. Aber das war dann auch der Tag an dem ich endlich meinen Fehler gemerkt habe. Die Spritze hat am Ende eine Führung, in die der obere Teil rein muss. Wenn man also die Spritze etwas schräg nach unten drückt, bleibt man an dem kleinen Vorsprung hängen und der Automatismus der die Nadel wieder zurückzieht wird nicht ausgelöst. Ab da an war auch das Thema für mich quasi Routine.




Erstes Krafttraining - Physiotherapie
23. Mai 2016 - immer noch zuhause
Ich hatte bereits frühzeitig Termin bei meinem Physio Sören von PhysioPlus ausgemacht. Das macht auch sicherlich Sinn, wenn zwischen Klinik und Reha ein paar Tage Zeit liegen. Lymphdrainage und manuelle Therapie. In Rahmen der manuellen Therapie durfte ich auch schon an einige Geräte. 15kg Beinpresse mit der operierten Seite. War anfänglich ganz schön hart. Montags gingen dann aber schon 23kg. Sehr gut waren auch die beiden Übungen an der Seilzugmaschine. Dabei wird das Zugseil am Knöchel befestigt und im Sitzen wird der Beinbeuger und -strecker trainiert. Wichtig dabei ist, dass der Oberkörper keine muskuläre Unterstützung liefert. Das habe ich dann zuhause mit dem Zugseil (Schwimmen) nachgebaut. Hat perfekt funktioniert. Jeden Tag zuhause dann 3x15er Serien und das dreimal am Tag.
Eine ganz fiese Übung kam dann Montags. Seitlich liegen auf der nicht operierten Seite. Natürlich ein Kissen zwischen den Beinen, damit die Beinachse nicht rotiert. Dann das operierte Bein anwinkeln, leicht anheben und nach hinten gegen die Hand von Sören drücken. Da ging anfänglich gar nix. Deprimierend. Soviel Kraftverlust innerhalb von nur zwei Wochen. Es gibt also eine Menge zu tun.
Ich hoffe, dass in der Reha die Muckibude gut ausgestattet ist. Hab mich doch irgendwie an das Krafttraining der letzten Monate gewöhnt. Zudem schien das ja auch meiner Schwimmperformance gut getan zu haben. Und die kann ich mir ja als erstes wieder zurück erarbeiten.





Kapitel 2: Wie senkt man einen Altersdurchschnitt


Mein Weg zur neuen Hüfte // Check-In Reha
Tag 0 - 24. Mai 2016 Bad Neuenahr

First Class war Geschichte. Ibis Style ist angesagt. Ich bin halt doch ein Kassenpatient. Meine Studentenbude war definitiv größer als der Rückzugsort meiner nächsten drei Wochen. Und die Naßzelle läßt keinen Doppelaxel oder Dreifachtoeloop zu. Aber Eiskunstlauf ist ja eh nicht so mein Ding. Also bin ich zufrieden - wenn der Rest stimmt. Immerhin haben die MediaPark Klinik und die Reha Kurköln eins gemeinsam: die Anzahl der erreichbaren Steckdosen pro Zimmer.
Die erste Aufgabe besteht im Kennenlernen der Krankenschwestern. Die mit Abstand wichtigste Disziplin verläuft problemlos. Direkt im Anschluss geht es dann zur Visite bei Frau Dr. Krause. Hier bekomme ich eine Pflasterbefreiung für meine Wunde und darf die schönen Thrombosestrümpfe zumindest rechtsseitig ab sofort weglassen. Sehr sympathisch die Frau. Die Fäden sollen morgen gezogen werden.
Zu guter Letzt kommt noch eine Fragerunde für den Versicherungsträger. Ich bin mir nicht sicher ob ich unter "normalen Umständen" alle Fragen beantworten würde. Die Fragen zur familiären Situation sind ok. Die Fragen zu meinem Arbeitgeber und meiner Arbeitssituation sind aber grenzwertig. Ob mein Job sicher ist ? Welche Frage. Die könnte von meiner Mutter sein. Ich arbeite bei einem amerikanischen Konzern. Das kann es schon mal ratzfatz gehen. Aber mein Selbstbewusstsein ist ja groß genug.
Im Anschluss an die "Untersuchung" erstellt Frau Dr. Krause die Grundlage für meinen Therapieplan. Sie stellt mir auch in Aussicht in der nächsten Woche bereits ins "Wasser" gehen zu können. Wir mir immer sympathischer.....
Kurz vor dem Abendessen gibt es dann noch eine Einführung in die "Küche des Hauses". Im Anschluss weiß ich so ziemlich genau wie die Essensausgabe erfolgt und wer was wann und wie essen darf. Der Ton der Übermittlung trug maßgeblich dazu bei nichts zu vergessen. Nachfragen wären wahrscheinlich mit einem Natoalarm bestraft worden.
Tag2 - Volles Programm
Der Morgen ist voll. Urinabgabe, Frühstück - beides natürlich möglichst getrennt von einander, hatte ich ja am Vorabend "gelernt" - Blutabnahme und Fäden ziehen. Die beiden letzteren Aktionen waren erstaunlich easy. Ich komme also auch in dem Bereich weiter.
Dann die Hausführung von Frau Schmitz; Schmitz mit "tür zu". Frau Schmitz kommt aus der Eifel - ein listiges Bergvolk. Weiß ich doch selbst. Frau Schmitz erklärt den Rookies wie das Haus "funktioniert" und welche Buchstaben des Alphabetes in dem Kontext wichtig sind. Hab ich auch verstanden.
Dann geht es endlich richtig los. Muskelaufbautraining. Leg Curl für Beinbeuger und Beinbizepts. Leg Extension für Quadrizeps und Beinstrecker. Beinpresse ebenfalls für Quadrizepts aber auch für die großen Gesäßmuskeln. Reverse Butterfly für die Schulter, speziell Kapuzen- und Deltamuskel. Brustpresse für Trizeps und den großen Brustmuskel. Und zu guter Letzt noch Lat Pulldown für den breiten Rückemuskel. Die Geräte darf ich jeweils 3 Serien a 12-15 Wiederholungen quälen. Da die Gewichtsangaben in Newton sind, mache ich mir kein Gedanken über zu stemmende Kilos. Mittlerweile kenne ich auch den Umrechnungsfaktor; den keiner wirklich braucht.
Nach dem Mittag dann Physio. Erst einmal eine Bestandsaufnahme. Die bestehe ich - wie der Name ja auch schon sagt. Dann erklärt Hr. Reuter mir noch den 4-Punkte Gang. Nein, damit ist nicht der Gang auf allen Vieren gemeint. Die Krücken werden ab jetzt nicht mehr parallel mitgeführt (3-Punkte Gang), sondern asymmetrisch zum Gangbein. Ganz schönes rumgeeiere. Ich muss mich konzentrieren. Auf jeden Fall wird damit das operierte Bein fast vollbelastet. Was ich wohl auch machen sollte. Bin aber weiterhin ziemlich vorsichtig. Ich will ja nix kaputt machen. Und habe noch was vor.
Im Anschluss geht es direkt zum Ergometertraining. Der Therapeut schlägt mir 80 Watt bei einer Trittfrequenz von 80 vor. Ich empfehle 130 Watt bei 95er Trittfrequenz. Die älteren Herrschaften schauen mich an, als wenn ich von einem anderen Stern komme. 130 Watt ist doch lockeres Einfahren. Ich muss innerlich lachen. Nach 20 Minuten muss ich runter da die nächsten dran sind. Dabei fange ich gerade endlich mal wieder an zu schwitzen. 20 Minuten, was für Kinder oder doch besser im Kontext der Klinkik "altersgerecht". Ich gehe dann direkt zum freien Training in die Muckibude. Da mache ich dann die 40 Minuten mit gleicher Intensität voll. Das reicht für den Anfang was die Ausdauer angeht. Ich leg aber noch ein paar Kraftübungen für den Oberkörper nach. Die Beine haben für heute genug getan.
Abends dann noch ein kleiner Spaziergang zur Tennisanlage und am Apolinarisstadion vorbei, sodass ich heute satte 4km auf der Uhr stehen habe.
Tag 3 - nix los
Fronleichnam. Da macht auch hier der Laden quasi Feiertag. Gerade mal 20min Ergotraining stehen auf dem Plan. Leider ist die Muckibude zu, sodass ich tatsächlich heute nix mehr machen kann. Also ist tatsächlich relaxen angesagt. Mal sehen, vielleicht fange ich heute doch schon mit meiner AWS Amazon Cloud Schulung an.


Ü70 trainingslagerfrei - Wochenende
28. Mai 2016 - Mein Dank gilt dem Pfleger(innen)team

Mittlerweile ist es schon Montag, Tag 6 des Trainingslager der Ü70 Nationalmannschaft. Und ich mitten drin. Libero oder so. Aber ich will mich gar nicht beschweren. Denn am Samstag kam mich Petra abholen. Trainingsfrei quasi. Am Wochenende passiert eh nix und die Muckibude bleibt auch zu.
Also hatte ich mich entschlossen nach Hause zu fahren. Von dort hat mich dann mein Bruder in die Eifel zu meiner Mutter mitgenommen und mich am Samstagabend wieder in Köln abgeliefert. Das war zwar schon ein wenig "Sitzstress" - aber es hat sich gelohnt. Vor allem, weil ich Nachts endlich wieder in meinem Bett schlafen konnte. Das gestaltet sich auch nach knapp drei Wochen immer noch sehr unruhig; auf der operierten Seite kann ich nicht länger als 5 Minuten liegen und das Kissen zwischen meinen Beinen der nicht operierten Seite ist weiterhin Pflicht. Dennoch schläft sich es in meinem Bett immer noch am besten; Ü70 Spruch den ich mir gerne zueigen mache.
Vor der Kurztripp stand am Freitag aber noch ein volles Programm an. Zweimal Kraftraum und Ergometer. Jeweils einmal per Plan und das zweite Mal freies Training. Dazu kam dann noch Physio. Dort habe ich zwei Übungen für das Wochenende gelernt mit Fokus das operierte Bein endlich mal voll zu belasten. Da habe ich immer noch eine mentale Schranke im Hirn - die natürlich weg muss. Der Physio läßt mich dazu mit einem Pezziball im Rücken Kniebeugen machen. Kniebeugen bis 90 Grad und gleichverteilt auf beiden Beinen. 3x10 Wiederholungen. Funktioniert.
Dann die zweite Übung. Den Pezziball mit der Handfläche an die Wand drücken und Einbeinstand auf dem operierten Bein. Dabei dann langsam das nicht operierte Bein nach hinten strecken, kurz den Boden mit dem Fuß antippen und dann das Bein wieder nach vorne - angewinkelt - zur Brust ziehen. 3x10 Wiederholungen. Manmanman, haben dir mir bei der OP die Muskeln im Knie auch rausoperiert ? Rumgeeiere wird hier noch zu meinem Lieblingswort.
Die Übungen habe ich mit nach Hause genommen und jeden Tag, in Kombination mit meinen Seilzugübungen, dreimal pro Tag gemacht.
Ich dachte das Thema Thrombosespritzen sei "durch". War es aber noch nicht. Die Reha Eigenmarken-Spritzen, die ich seit Donnerstag nehme, scheinen eine Elefantennadel zu haben. Der Einstich tut weh und vor allem produzierten die Dinger mittlerweile schöne blaue Flecken. Die Spritzen, die ich aus der MediaPark Klinik mitbekommen hatte waren deutlich filigraner. First Class - ich erinnere mich wieder. Jetzt kann ich doch noch den Smiley stechen. Dabei wollte ich mir das Tattoo doch für den Winter aufheben.


Neuer Wochenenplan
30. Mai 2016 - back again

Als ich Sonntagabends - pünktlich zum Abendessen - wieder einlaufe, kommt mir Werner entgegen. Wir schauen zusammen Fußball. Im Anschluss studiere ich meinen neuen Plan, der mittlerweile in meinem Postfach lag. Da gibt es Verbesserungspotential, stelle ich fest. Irgendwie sind meine freien Trainingseinheiten mit Dingen wie Ernährungsberatung (bin ich fett ??), Sozialberatung (häää ??) und Physiologischer Einzelberatung (Klatsche ??) blockiert. Zudem habe ich die nächsten beiden Wochen jeden Morgen um 7:10 Uhr Gelenkschutztraining. Spannend, was die in der Ü70 alles trainieren.
Aber das Ganze konnte ich dann heute Morgen mit dem Therapieleiter unbürokratisch klären. Der hat den Plan ganz unkonventionell funktional gestaltet und ich war glücklich. Allerdings der 7:10 Uhr Dauerterminen scheint noch hartnäckig zu sein. Mal sehen ob der meinen Plan überlebt.
Der Montag war definitiv produktiv. Ich habe mir einen kleinen Plan erstellt und trainiere ab heute im Dreierrhytmus Ausdauer und im Wechselrhytmus Kraft. Alles natürlich in Abstimmung mit meinen aktuellen Chefs. 35min Ergo mit 150W/95TF am Morgen. Im Anschluss 40min Kraft. Nachmittags dann 25min ARC Trainer (elliptische Crosstrainer) plus 15min Ergo ausrollen.
Im Rahmen des Physiotermins habe ich mein Repertoire an Übungen noch erweitert. Dazu gekommen sind drei Treppenübungen. Vorwärts mit dem operierten Bein auf eine Stufe stellen und das nicht operierte Bein eine Stufe höher antippen und dann eine Stufe tiefer. Dann das gleiche aber mit dem Gesicht die Treppe herunter schauend. Das nicht operierte Bein einfach eine Stufe nach unten führen, kurz antippen und dann direkt wieder nach oben. Die dritte Übung geht seitwärts. Auch hier liegt die Belastung auf dem operierten Bein und das andere geht seitlich nach unten und kommt dann wieder zurück. Hammerhart !
Die Woche ist jetzt gut durchgeplant und muss also nur noch abgearbeitet werden. Bin mal gespannt, wann ich endlich mal Zeit finde meine AWS Schulung zu machen.


Nudelsynchronschwimmnationalmannschaft
1. Juni 2016; Tag 7- Chefvisite

Chefvisite am Morgen. Wasserfreigabe, Thrombosestrumpfbereiung, Tablettenreduktion und Erlaubnis zur Nutzung des Compex TENS Gerät zur Unterstützung beim Muskelwiederaufbau. Der Chef hatte aber auch noch einem "prophylaktischem Einlauf für später" parat. Der Bad Guy, wie sich der Professor, der durchaus sympathisch rüberkommt, selbst bezeichnete, wies mich nochmals eindringlich auf die kausalen Zusammenhänge zwischen Laufen und eine Hüft TEP hin. Dabei vermied er das Wort Laufen. Er subsumierte Laufen unter dem Begriff Sportarten mit Stoßbewegungen. Die seien tabu ! Nehme ich zur Kenntnis und korreliere die Info mit meinem bereits vorhandenem Wissen.
Im Postfach wartet die für heute bereits zweite Planänderung auf mich. Die Wasserfreigabe vom Professor spiegelt sich in der Teilnahme der Wasserhüftschwunggruppe im Plan wieder. Jeden Morgen um 7:10 Uhr. Dafür entfällt das Gelenkschutztraining. Bin gespannt was da abgeht. Hoffentlich spannender als das bisherige Stangentraining mit Krücken.
Am späten Vormittag finde ich mich dann wie gewohnt noch auf dem ARCTrainer und dem Ergometer wieder bevor mir der Physio noch ein paar neue Pezziball Übungen zeigt. Ach ja, das Koordinationstraining zwischendurch entpuppt sich als wirklich cooles Einzeltraining auf dem Wackelbrett. Mit Ball. Geil. Dann noch ein paar Ausdauereinheiten, bevor ich den Trainingstag beende.
Nach dem Abendessen entscheide ich mich das Ichkannhoffentlichdiekrückenaufdieseitelegen Bergfest mit einem Glass Blanc du Noir von der Ahr ausgiebig zu feiern. In gediegenem Rahmen auf der Terrasse der Eckkneipe. Das Glas ist allerdings schon vor der Tagesschau geleert. Also wieder zurück bevor ich hier noch angetrunken in die Ahr falle. Die übrigens Hochwasser führt.
Im Anschluss raubt mir der Compex TENS Trainer dann ausgiebigst den Verstand. Und das hat nix mit dem Wein zu tun. Georg hat es mir zwar alle Details erklärt. Aber anscheinend habe ich die wichtigsten Details überhört. Ist ja wie früher in der Schule bei Frau Dr. Reither. Nach gefühlten sieben Stunden YouTube Analyse und unfassbaren Stromschlägen habe ich es endlich verstanden. Jetzt weiß ich wo genau die Elektroden platziert werden müssen und wie das Programm gestartet wird. Rehabilitationsprogramm mit Stufe 6 halte ich gerade so aus. Und das Programm darf ich auch im Liegen machen. Der Muskel der nicht operierten Seite wackelt bei Stufe 6 schon ganz schön. Der andere Muskel ist weg. Das mit dem Ausbau der Muskulatur hatte ich ja schon einmal spekulativ behandelt. Ich hoffe das finde hier keine Bestätigung! Ansonsten muss ich doch mal die Karte Garantie und Gewährleistung ziehen. Am Ende zuckt aber auch das Bein ein klein wenig. Nächstes mal dann Stufe 7.
Am Ende steht ein ausgefüllter Tag und eine zufriedene Muskulatur.


Aufnahme in die Nudelsynchronschwimmnationalmannschaft

Die Wasserhüftschwunggruppe entpuppt sich als Ü75 Nationalmannschaft im Synchronnudeltanz. Sehr interessant was man so alles mit einer Nudel an der Hand machen kann. Und vor allem was die Cracks damit machen. Und das in nur 20 Minuten. Morgen muss ich wohl bereits um 6:30 Uhr ins Wasser. Ansonsten dauert das Sockenanziehen länger als der Synchrontanz im Wasser. Zur Erklärung: von 6 Uhr bis 7 Uhr ist freie Wassserzeit. Da kann ich dann auch mal den Pullboy testen.
Dann ist Stress angesagt. 7:50 Uhr Frühstück. 8:10 Uhr Kontrolle von Blutdruck und Puls; Puls war natürlich weit über 150 bei den ganzen Wassemietzen. 8:30 Uhr freies Training. 9:10 Uhr Ergometer "ausfahren". Schnell duschen und dann wieder um 9:50 Uhr zurück in die Muckibude.
Danach ist dann etwas Freiraum angesagt. Ich beschließe den Freiraum sinnvollerweise mit einem Cappuccino im Enklave Kaffee zu teilen und dort an meinem Blog weiterzuschreiten. Das hätte ich allerdings besser ohne Cappuccino und auf meinem Zimmer gemacht. Denn kaum saß ich da, kam auch schon eine Dame aus der Nudelsynchronschwimnationalmannschaft und fragte ob ich ihr nicht bei der Einrichtung des WLAN Accounts helfen könne. Ich dachte mir, vielleicht kann ich das ja schon als meine Sozialberatungsstunde von heute Mittag verbuchen. Oder vielleicht ist das mein Sprungbrett in den Kader des Teams. Beides hat nicht geklappt. Die Sozistunde war quasi verbindlich. Also auch hier das gleiche Prozedere wie in der Schule; da war Sozi auch immer verbindlich. Habe aber keine Erinnerung mehr daran, was wir damals alles behandelt haben. Also gehe ich vollkommen unvorbereitete zur Sozialarbeiterin.
Der Start war etwas holprig. Die junge Dame fiel direkt mit der Tür ins Haus und wollte ihren Fragebogen ausfüllen. Nach der zweiten Frage musste ich dann aber mal kurzfristig die Gesprächsführung übernehmen. Schließlich wollte ich schon wissen, was denn jetzt der Sinn und Zweck der kommenden Minuten sein sollte. Nachdem das geklärt war, konnten wir uns wieder dem Fragebogen zuwenden. Meine Berufsbezeichnung. Schon wieder. Wenn ich die jetzt raushaue, ist der Tag mit Erklärungen gelaufen. Versteht doch eh keiner. Also verwende ich die Bezeichnung Manager. Das versteht zwar auch keiner, kennt aber jeder. Wie meine Körperposition während der Arbeit ist ? Soll ich jetzt tatsächlich "buckeln" sagen ? Verkneife ich mir. Also sitzen. Aber um zum Sitz zu kommen muss ich fahren. Womit ? Egal, Hauptsache ich komme hin. Alles ist erlaubt. Na gut, fast alles. Hubschrauber war bisher noch nicht dabei.
Das wars dann mit der ersten von 4 Sozieinheiten. Mal sehen wie der Fragebogen am Freitag in Stunde 2 aussieht.
Am Nachmittag ist dann auch mein erster Ausdauerblock erfolgreich beendet und ein zufriedener Anwärter der Nudelsynchronswimnationalmannschaft der heute durchaus ein wenig Muskelkater verspürt, freut sich auf den morgigen Entlastungstag. Aber gegen den. Muskelkater gibt's ja ein schönes Compex Programm.




Ganz schön viel Wasser hier
3. Juni 2016; Tag 9 - Entlastungstag


Bevor das Nudelsynchronschwimmtraining startet, versuche ich mich in der ersten Schwimmeinheit seit der OP. Das 32 Grad warme Wasser lädt nicht gerade zum Dauerschwimmen ein. Egal. Auf jeden Fall höre ich ab sofort wieder uneingeschränkt auf meine Schwimmchefin, die mir den Pullboy ja schon vor Wochen verbal zwischen die Oberschenkel gemeißelt hat.
Ich glaube ich könnte mit der Entwicklung einer Oberschenkel-Universalhalterung für Kissen in der Nacht und Pullboy im Wasser viel Geld verdienen. Neue Geschäftsidee für TEP-geschädigte.
Das Schwimmen gestaltet sich als ausgesprochen anstrengend – alles kann ich der Temperatur nicht zuschreiben - daher bin ich auch am Ende der Einheit etwas desillusioniert. Immerhin schaffe ich ein kleines Programm mit 1100 Meter. Da ich mich ja auch nicht abstoßen, geschweige denn eine Rollwende hinlegen darf, kann ich mich im Hinblick auf die 100m Zeiten auch noch etwas froh reden.
Direkt im Anschluss geht's aber mental wieder bergauf. Das Nudeltraining startet – so langsam muss ich mich doch in den erweiterten Kader arbeiten. Ich gebe auf jeden Fall alles.

Dienstag Nachmittag
Donnerstag Mittag


Das war wassermäßig dann aber noch lange nicht alles. Die Ahr ist über Nacht so angestiegen, dass am Morgen die unmittelbar angrenzenden Parkplätze evakuiert werden mussten. Zusätzlich legt die Feuerwehr Pumpanlagen um die Klinik, falls das Wasser noch weiter ansteigt. Für mich alles pipifax. Nach der Evakuierungsaktion in der MediaPark Klinik bin ich ja quasi schon ein alter Evakuierungsfuchs.

Der Rest des Tages geht seinen gewohnten Weg mit einigen kurzen Trainingseinheiten, damit die Muskeln und Fasern nicht aufhören zu denken.
Abends gibt's dann wieder Wasser. Nein, kein Mineralwasser, sondern Regenwasser. In das in der Kantine. Zuerst dachte ich, die Nudelsynchronschwimmnationalmannschaft steht jetzt so unter Druck, dass sie schon vor dem Abendessen in der Kantine trainieren will. Dann sehe ich aber, dass es sich hier um Regenwasser handelt, dass von der Decke in die aufgestellten Eimer läuft. Erinnert mich etwas an Tetris.
Einige Herrschaften finden das gar nicht lustig. Ich nehm's gelassen und gehe mit Johannes erstmal eine Runde vor die Tür.


Tag 10 - Bereit für das Wochenende

Nach meiner zweiten Schwimmeinheit - heute waren es sogar 1500 Meter - steht wie gewohnt um 7:10 Uhr das Training der Nudelsenioren an. Dabei erkenne ich eine deutliche Ausdünnung des Kaders. Hoffentlich hat das nichts mit dem Wasser in der Kantine zu tun. Ich zähle durch und komme nur noch auf zwei Mitmacher; mir scheint, dass Frau Brandt, Frau Bellarabi und Herr Reuss nicht mehr erscheinen. Das erhöht meine Chance in den Kader zu kommen erheblich. Ich geb' wieder alles.

Der Rest ist wie gehabt; Training gestalte ich heute erstmals mit einer Koppeleinheit. Dabei Wechsel ich Ergo und ARC Trainer im 15min Rhytmus ab. Klappt wunderbar. Am Ende muss ich mir noch einen Vortrag über Ernährung anhören. Ja, die Ernährungspyramide kenne ich. Alles schon einmal gehört. Allerdings fallen ein paar Ratschläge auf, die diametral entgegengesetzt zu denen stehen, die Dr. Feil von Ultra Sports predigt. Ich höre also selektiv zu.
Im Anschluss daran geht es dann endlich wieder zum Kurzurlaub nach Hause.


Wochenende Nr. 2

Ich entschließe mich das Wochenende gelassen anzugehen. Jeden Tag zwei mal 30min Stabi auf dem Wackelbrett reichen. Der Rest des Wochenendes steht im Zeichen von Besuch durch Jenny, Simon und Leni, gutem Essen und dem Sortieren von EM Paninibildern. Also keine nennenswerten Einzelergebnisse.
Sonntag laufen ich dann gegen 18 Uhr wieder ein. Nach Durchsicht meines neuen Planes entscheide ich mich dazu einen 2-1-2-2 Rhythmus zu trainieren. Mittwoch und Wochenende sind also Entlastungstage. Mal sehen ob das so auch klappt.


Fazit: die ersten 30 WG-Tage
... mit meinem neuen Mitbewohner

Mein neuer Mitbewohner wohnt jetzt 30 Tage mit mir zusammen. Wir teilen uns also genau die Bude, deren alleiniger Diktator ich die letzten gut 50 Jahre war. Mein Mitbewohner heißt übrigens CP (ugs: CiPi).

Der Anfang war schwer. Mental und auch körperlich; wir haben uns aber bisher gut arrangiert. Ich würde sogar sagen, dass es eine Männerfreundschaft werden könnte. Kommt aber noch darauf an, ob er sich in absehbarer Zeit auch als Radfahrfan erweist. Das wird dann wohl seine Gesellenprüfung. Aber bis dahin sind es noch ein paar Wochen oder Monate. An die Meisterprüfung möchte ich jetzt noch gar nicht denken.
Mittlerweile ertappe ich CP immer öfters dabei, dass er einfach mal seine Gehhilfen in der Ecke stehe läßt und sich autark bewegt. Wenn ich in dabei erwische, kommt der Ex-Diktator in mir raus. Aber zum Zähneputzen und sonstigen kleineren Tätigkeiten im Bad habe ich es ihm mittlerweile erlaubt. Dazu muss man allerdings wissen, dass mein aktuelles Bad nur ca. zwei Quadratmeter groß ist.
Es ist aber auch schon vorgekommen, dass er vor der Tür stand und seine stetigen Begleiter noch immer hinter der Tür standen. Da gab's aber richtig Ärger. Und das wird auch noch mindestens die nächsten zwei Wochen so sein. Solange bis Dr. Stock mir grünes Licht gibt auf die Gehhilfen zu verzichten.

Physis und Psyche

Zurück zum Fazit. Ich kann nur jedem empfehlen sich auf eine Hüft-OP (gleiches gilt wahrscheinlich für alle Ersatzteil-OPs) mental und vor allem physiologisch vorzubereiten. Mein intensiviertes Krafttraining, dass ich sechs Monate vor der OP deutlich erhöht hatte, ist ein Grundstein für meine jetzt schon gute Physis. Die Fortführung unmittelbar im Anschluss an die OP - unter Anleitung von Physiotherapeuten - tut ihr übriges dazu. Unterstützend zu den Trainingseinheiten nutze ich seit einer Woche den Compex Performance, den mir mein Freund Georg freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Damit 'compexe' ich jeden Abend mit dem Programm "Rehabilitation-Muskelatrophie"; aktuell im Energielevel 13. Das halte ich gerade so aus - und mein rechter Oberschenkelmuskel bewegt sich dabei auch mittlerweile leicht. Heute Abend starte ich dann für 1,5 Wochen das Programm "Rehabilitation-Muskelwachstum". Soviel zum physiologischen Training.

Für die psychologische Komponente war natürlich der Aufenthalt in der MediaPark Klinik ein Segen. Sicherlich hat es im Vorfeld einige Zeit gedauert sich mit einem neuen Mitbewohner anzufreunden. Wenn der Mitbewohner dann aber endlich eingezogen ist, helfen viel Ruhe, keine Stresssituationen, immer gut gelauntes und positiv denkendes Pflegepersonal und ein angenehmes Ambiente dann die Psyche schnell und gut zu stabilisieren. Das Einzelzimmer in der anschließenden Reha ist ein Must-Have. Doppelzimmer ein absolutes No-Go. Aber auch die Wochenenden zuhause - auch wenn das versicherungstechnisch nicht ganz konform ist - zähle ich zur Habenseite. Nicht nur wegen des familiären Umfeldes, sondern auch, weil ich dort meine Übungen machen kann. Das ist in dieser Reha - ohne Zugriff auf die Übungsgeräte - an den Wochenenden nicht möglich.


Schmerzbild

Das Schmerzbild habe ich mir im Vorfeld ganz anders vorgestellt. Sicherlich habe ich Schmerzen. Aber das ist alles pipifax. Das Schmerzbild wandelt sich auch im Zeitverlauf. Aber es wird nicht schlimmer. Es war bisher konstant und eher dumpf als aua. Kann aber durchaus auch an meiner hohen Schmerzresistenz liegen.







3 Tage nach OP







10 Tage nach OP







30 Tage nach OP

Unangenehmer als die moderaten Schmerzen ist eher die Anziehsituation. Neben den Krücken ist der lange Schuhlöffel mein bester Freund. Und der ist nicht nur da um Schuhe anzuziehen. Man kann das Ding von beiden Seiten aus nutzen. So ziehe ich damit auch meine Socken an. Einfach die Socke etwas aufrollen und dann mit der krummen Seite des Schuhlöffels die Socke über die Zehen bis zur Ferse ziehen. Anschließend dann das Bein hinten hochziehen und den Rest erledigen. Geht sogar nach einer zweiwöchigen Übungsphase ganz gut. Ist aber lästig und dauert. Gut, Zehennägel kann man damit nicht schneiden; dafür heißt meine persönliche Lösung Petra.

Reha

In der Reha sollte man sich tunlichst von den Dauernörgler fernhaften. Und davon gibt es viele. Unabhängig vom Geschlecht und Alter. Da hilft auch keine Jutekappe auf dem Kopf die negative Strahlung abschirmen kann - so wie manche glauben. Da hilft nur extrem weiter Abstand und ein klares Ziel vor Augen. Sicherlich ist nicht alles optimal. Aber schließlich kann hier jeder sein Schicksal - zumindest zum größten Teil - selbst in die Hand nehmen.
Dazu gehört allerdings eben auch eine klare Zielsetzung. Mir hat geholfen mit kleinen Zielen anzufangen und mein großes Ziel im Hinterkopf zu haben. Je nach Fortschritt kann man dann auch seine kleinen Ziele korrigieren. Aber alles immer schön realistisch und die Regeneration mindestens genauso im Fokus haben wie den Rest. Ich möchte am Ende der Reha gleichmäßig belastend gehen können und beim compexen einem wackelnden Muskel auf der rechten Oberschenkelseite sehen. Nicht mehr und nicht weniger.


Ausblick

Heute hat mir Frau Dr. Krause die letzte Woche Trombosespritzen auferlegt. In genau einer Woche ist dann auch damit Schluss. Die Strümpfe durfte ich ja bereits nach der ersten Rehawoche ablegen.
Den Blähbauch bekomme ich auch noch weg - weiß aber noch nicht ganz genau wie. Der soll ja angeblich von der Narkose kommen. Ich hoffe das war kein dummes Geschwätz von einer hier nicht genannten Therapeutin.
Arbeiten werde ich wohl Mitte Juli erst wieder können. Zumindest ist das die Prognose von Frau Dr. Krause. Das wäre dann aber immerhin noch vier Wochen früher als "normale" Hüft-TEP Patienten. Letztendlich wird aber die Entscheidung von Dr. Schädel und Dr. Stock getroffen sobald ich wieder zuhause bin. Aber auch damit kann ich gut leben.
In Summe bin ich sehr zufrieden und hoffe auf eine bestandene Gesellenprüfung von CP im Spätsommer. Bis dahin ist es aber noch ein langer und schweißtreibender Weg.


Karriereende ... Schade ...

Heute morgen stand wieder das Training der Nudelsynchronschwimmnationalmannschaft auf dem Programm. Ich war fest davon überzeugt kurz vor der Nominierung zu stehen. Schließlich hatte ich einigen der Damen bereits bei der Einrichtung des WLAN Accounts geholfen um mich so besser zu positioniere. Das gilt hier nicht als Doping.
Also bin ich um 6:15 Uhr ins Wasser um vorab noch knapp 2k zu trainieren. Ich war wie gewohnt alleine im Wasser. 25m x 12m Becken. 1,40m tief. 300 Quadratmeter bzw. 420 Kubikmeter Wasser für mich. Kurz vor sieben taucht dann eine "Neue" auf - altersmäßig nur knapp die Hälfte der anderen Damen. Damit auch deutlich jünger als ich.
Die junge Frau macht erst mal die Fenster zu. Klar, bei 32 Grad Wassertemperatur ist der Raum natürlich viel zu kalt. Und draußen friert es ja im Moment eher. Ok denke ich. Dann muss ich eben schneller schwimmen, damit mir warm wird (???). Also schwimme ich mein Programm noch 10 Minuten zu Ende bevor dann das offizielle Training beginnt.
Im Training gebe ich wieder - wie gewohnt - alles. Kniehebelläufe, Seitsteps, lange Schritte, kurze schnelle Schritte. Alles dabei. Und alles mit zwei kleinen Handbällen in den Händen - unter Wasser natürlich.
Nach dem Training kommt besagte Frau dann zu mir. Mit deutlich angestrengtem Gesichtsausdruck weißt sie mich darauf hin, dass hier Kraulen verboten sei. Und das ich das doch zukünftig unterlassen möchte um die anderen nicht zu belästigen. Belästigen ? Die Anderen ? Plural oder oder eher Pluralis Majestatis ? Egal, ich fall tot um. Luft schnappen geht ja nicht mehr. Die Fenster hat sie ja vorher zugemacht. Geschickter Schachzug. Da ich tot unter Wasser liege, fehlen mir auch die Worte. Dann reanimiere ich mich selbst und weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Ich beschließe spontan erst gar nicht auf die Aufforderung zu reagieren und einfach davonzutauchen.
Beim rausgehen unterhalte ich mich wie gewohnt mit den schon bekannten netten Damen des Nationalteams. Alles Problemlos - gute Sportlerinnen.
Nach dem Frühstück bin ich immer noch schockiert und beschließe spontan mein Karriereende in der Nudelsynchronschwimmnationalmannschaft zu kommunizieren. Oder besser, ich erkläre, dass ich für Nominierungen nicht mehr zur Verfügung stehe und lasse mich vom zukünftigen Training befreien.
Schade. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben.

Erfolgskontrolle und Fazit
die letzten Tage ...

Meinen Job als WLAN Admin wurde am letzten Abend an zwei junge Frauen übertragen. Unfreiwillig und ungefragt. Da hat die ganze Macht der Erfahrung älterer Damen innerhalb weniger Sekunden zugeschlagen. Der Reihe nach. Auf dem Weg zum Public Handicaped Viewing werde ich von einer älteren Damen mit dem mir schon vertrauten Satz "...junger Mann, Sie haben doch bestimmt Ahnung von Handys..." auf dem Gang angesprochen. Nachdem die Dame das Problem kurz umrissen hat, wollte ich mit der Problemlösung loslegen. Damit wurde ich allerdings im zweiten Wort bereits gestoppt: "Ich glaube die beiden jungen Damen da hinten kennen sich bestimmt besser mit Handys aus als Sie.....". Hat die ältere Dame mich eben nicht noch mit "junger Mann" angesprochen ? Und Sekunden später versetzt sie mich in Rente. Und das ganz im Gegensatz zur Sozitante, die mich am gleichen Morgen - gemeinsam mit Frau Doktor - "auch weiterhin voll erwerbsfähig" einkategorisiert hatte.
Na gut denke ich. Der Job ist jetzt auch vergeben - ohne Übergabe. Eine Aktion weniger auf meinem Abschlussplan.
Nachmittags war ich dann noch bei einem Vortrag über Endoprothetik, den einer der Oberärzte gehalten hat. Endlich mal ein Vortrag der inhaltlich meinen Ansprüchen genügte. Vor allem der Hinweis auf die Unsinnigkeit des 'Kraulen verboten' Schildes im Schwimmbad löste bei mir innerliches Gelächter aus. Ob die schmerzfreie junge Frau von Donnerstag auch im Raum ist vage ich zu bezweifeln. Egal, die soll ruhig weiter Brust Arme - Kraul Beine schwimmen. Ach Quatsch, die schwamm ja gar nicht. Die trieb ja nur so dahin. Getragen von......ach, lassen wir das.


Erfolgskontrolle Reha

Habe ich alles richtig gemacht - war die Zeit gut und richtig investiert ? Diese Frage stelle ich mir schon seit dem Wochenende. Oder anders gefragt, welche Erfahrungswerte kann ich weitergeben ?
Im Hinblick auf meine Reha habe ich mich im März ganz bewußt für eine stationäre Lösung entschieden. Ausschlaggebend dafür war die Möglichkeit mehr zu regenerieren und abzuschalten. Das Ziel habe ich sicherlich gut erreicht. Einzelzimmer und ständiger Wechsel zwischen Be- und Entlastung waren so gut kombinierbar. Die Rückzugsmöglichkeiten bei einer ambulanten Reha sind sicherlich nicht in dem Maße gegeben. Zudem kommt der tägliche Fahrtstress, der hier nur im Warten auf den Aufzug Niederschlag fand.
Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl des Reha Ortes ist sicherlich die Qualität und das Engagement der Therapeuten. Das ist aber ein Kriterium, was im Vorfeld nur äußert schwer und wenn überhaupt nur subjektiv bewertet werden kann. Daher habe versucht objektive Ziele zu finden und die beiden primären Ziele in einem Telefonat mit dem Therapieleiter zu erfragen:
Ausstattung und Nutzungsmöglichkeiten von Trainingsmöglichkeiten wie Kraftraum und Schwimmbad
Flexibilität bzw. Individualisierbarkeit der Behandlungen
Erreichbarkeit
Lage - nicht in der Pampa
Nach drei Telefonaten mit unterschiedlichen Einrichtungen bzw. Therapieleitern entschied ich mich im März dann für Bad Neuenahr.
Die Ziele (3) und (4) wurden uneingeschränkt erfüllt. Das war ja auch der einfache Teil.
Im Hinblick auf die Ausstattung würde ich die Schulnote "2" vergeben. Aber auch nur deshalb, da ich im freien Training einer der ganz wenigen war, der den ARCrossTrainier und das Ergometer benutzt haben. Das Schwimmbad war nur bedingt nutzbar. Bei 32 Grad macht gezieltes Schwimmtraining nicht wirklich Spaß. Den Rest habe ich ja in diversen Blogs schon beschrieben.

Bei der Flexibilität der Behandlungen war mir vorab schon bewußt, dass dies auch ein Budget getriebenes Thema sein wird. Daher war mir die selbstständige Nutzung der "Arbeitsgeräte" wichtig. Das war leider nur eingeschränkt machbar. Die freien Trainingszeiten beschränkten sich auf 45 Minuten am Morgen und 55 Minuten bzw. 115 Minuten am Nachmittag. Um diese nutzen zu können, musste ich meinen Plan beim Therapieleiter eingangs anpassen lassen. Die Flexibilität war ok. Allerdings kam es immer wieder vor, dass Krafteinheiten in meinem Plan auftauchten, denen kein Muskelaufwärmprogramm in Form von Ergometertraining vorangestellt wurde. Hier habe ich dann immer eigenständig Anpassungen vorgenommen um nicht dem vorgegebenen Taylorismus unterlegen zu sein.

Im Hinblick auf meine inhaltlichen Ziele wollte ich folgendes erreichen:
Muskel- "Reanimation" und -aufbau
Erkennen und "Bearbeiten" der muskulären Dysbalancen durch Physiotherapie und Koordinations- und Stabilisierungsübungen
Aufbau allgemeine Physis/Ausdauer
Hätte ich lediglich den Plan verfolgt, der mir durch die Therapeuten vorgegeben wurde, hätte ich nicht ansatzweise meine Ziele erreicht. Nur durch gezieltes Nachfragen und eigenes Organisieren war es mir möglich meine Ziele weitestgehend zu erreichen.
Aus dem vorgegeben Plan hat mir das Koordinationstraining am meisten gebracht. Das war sehr individuell auf mich abgestimmt. Die Übungen waren vor allem so strukturiert, dass ich diese zuhause immer wieder machen kann. Die Wassegymnastik war zwar verlorene Zeit, könnte aber mit meinem morgendlichen Schwimmtraining ganz gut kombiniert werden. Die rein physiotherapeutische Behandlung war "ok". Hier hat mir allerdings die Zielorientierung seitens des Physiotherapeuten gefehlt.

In Summe bin heute in der Lage relativ gerade und ohne "Aussetzer" zu gehen. Das unterscheidet mich von fast allen Patienten, die gemeinsam mit mir die Reha gestartet haben. Ich verwende auch weiterhin noch beide Krücken um keine weitere Fehlbelastung zu provozieren. Sobald ich längere Strecken "wackelfrei" gehen kann, werde ich auch meine Gehhilfen weglassen.

Retroperspektiv betrachtet habe ich vorab einen Zielaspekt komplett versäumt zu durchleuchten. Und aus Sportlersicht ist das sicherlich mit der wichtigste Aspekt einer Reha:
Steht ein einzelner Therapeut durchgängig zur Seite, der das zielorientierte und individualisierte Training - im Rahmen des verfügbaren Budgetrahmes - organisiert und immer wieder anpasst.
Ich hatte zwar durchgängig den gleichen Physiotherapeuten. Der war aber nicht in der Lage Ziele zu definieren oder sich auch nur ansatzweise mit seinen Kollegen aus dem Muskelaufbau- oder Koordinationstraining abzustimmen. Ein für mich unerlässliches Kriterium wenn man einen Patienten gesamtheitlich "nach vorne bringen möchte".

Auf die von der BfA geforderten Soziberatungen und Vorträge gehe ich nicht nochmal näher ein. Hier hätte ein Gespräch von 20-30 Minuten vollkommen ausgereicht. Die vier Termine waren in meinem Fall eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Die von mir angeführten Kritikpunkte sind natürlich 100% subjektiv gefärbt. Sie sollen auch nur dazu dienen, dass jeder der sich in einer ähnlichen Situation bewegt vorab über diese Punkte Gedanken macht und seine eigenen Ziele definiert.


14. Juni 2016 - Entlassungsurkunde Reha
Reha Ende ...

Die Reha endete wie geplant am 14.08. Im Abschlussgespräch wurde mir bereits die Kurzform des Entlassungsbriefes mitgegeben. Die "richtige Urkunde" erhielt ich ein paar Tage später per Post. Diese umfasst satte 14 Seiten mit ein paar Vermerken, die ich hier gerne teile.
So wurde ich entlassen

  • mit einer reizlosen OP Narbe,
  • einem flüssigen Gangbild ohne UAG,
  • Flexion 90° / Abduktion 40° / Kraftkrade der unteren Extremitäten nahezu seitengleich,
  • Nikotinkosum keiner / Alkoholkonsum gelegentlich,
  • guter Allgemeinzustand,
  • zugewandtes und situationsadäquates Verhalten,
  • kein Hinweis auf Denk- oder Verständnisstörungen,
  • Thromboseprohylaxe endet am Entlassungstag,
  • für den postoperativen Zeitraum von 3 Monaten keine Hüftbeugung über 90°, keine Adduktionsbewegungen über die Körpermitte nach medial, keine Rotationsbewegung und kein tiefes Sitzen.

Ich interpretiere das mal sehr frei:
Im Kopp ist alles beim Alten und der neue Freund CiPi spielt auch schon ganz gut mit. Darüber hinaus kann das Ansammeln der spritzenspezifischen Speckfalte im unteren Bauchbereich nunmehr beendet werden.
Das ist also nun das Ergebnis von sechs Wochen harter Arbeit, die im Detail so aussah:
(Ihr dürft den Plan gerne downloaden: rechte Maustaste und dann lokal abspeichern - dann kann man ihn auch besser lesen)








Kapitel 3: back2normal



Der ganz normale Alltag
- Die ersten beiden Wochen @home


29. Juni 2016 - Kontrolltermine

Der Blogeintrag hat nun doch etwas länger gedauert als geplant. Aber die EM stresst doch ganz schön...wenn man nicht arbeiten muss oder darf, sondern schon um 15 Uhr die ersten Spiele schauen kann. Gut dass jetzt die K.O. Runde begonnen hat. Dann verbleibt deutlich mehr Zeit meine eigentlichen Tätigkeiten wie Krafttraining, Physio, etc in den "verlängerten" Tagesablauf zu integrieren. Und eben auch den schon lange überfälligen Blog zu schreiben.
Was ist alles passiert ? Seit Dienstag, 14.06. bin ich wieder zuhause. Und das spritzenbefreit! Das bedeutet aber auch, dass ich dringend mein Essverhalten umstellen muss. Die extra angebaute Speckfalte verliert nun endgültig ihre Berechtigung. Das wird ganz schön schwer.
Die Krücken sind noch mein Begleiter. Aber im Haus ignoriere ich sie immer öfters. Draußen natürlich nicht.
Am Donnerstag hatte ich eine Kurzvorstellung bei meinem Orthopäden. Dort gab es keine Beanstandungen. Er überlies allerdings das weitere Vorgehen meinem Operateur bei dem ich am darauffolgenden Montag einen Termin hatte. Lediglich die Folge AU bis zum 6.7. und die Physio Verordnungen erhielt ich an dem Donnerstag.





3 Tage nach OP





7 Wochen nach OP

Der Termin bei Dr. Stock, meinem Operateur verlief reibungslos. Er schaute sich die Narbe an und machte diverse Funktionstests. Alles bestanden. Nun darf ich auch die Krücken in der Ecke stehen lassen. Als Krönung bekam ich die Freigabe fürs Rollentraining. Da gehe ich zwar etwas über 90° Flexion, aber das scheint wohl zu passen. Ich hatte im Vorfeld ein Bild von meiner Sitzposition auf der Rolle gemacht und ihm zur Kontrolle vorgelegt.
Ansonsten muss ich weiterhin auf die Flexions- und Rotationsvorgaben achten. Das wird allerdings mit zunehmender Zeit schwieriger. Denn ich ertappe mich immer öfters dabei, dass ich mich bücke oder z.B. Abends versuche meine Socken wie ein normaler Mensch auszuziehen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich bis zu den Zehen beugen könnte, lasse das aber noch schön sein.
Ich habe zwar sehr viel Respekt vor (den Folgen) einer Luxation, stelle mir aber immer wieder die Frage woran ich erkenne, dass ich mich endlich wieder normal bewegen darf. Die Antworten "nach drei Monaten" oder "achte auf dein Körpergefühl" helfen mir dabei nicht wirklich weiter. Es heißt also auch weiterhin sich in Geduld zu üben.
Hinsichtlich der weiteren orthopädischen Betreuung befinde ich mich zudem in einer "Pattsituation". Mein Orthopäde meinte er müsste mich nicht mehr sehen - da mein Heilungsprozess wohl optimal verläuft - und mein Operateur ist der Meinung, dass die weitere Betreuung von meinem Orthopäden übernommen wird. Diese Situation erschwert es natürlich enorm meine Unsicherheit hinsichtlich Flexion und Rotation 'loszuwerden'. Prophylaktisch habe ich also einen Kontrolltermin für Mitte August in der Kassenärztlichen Zulassung der MediaPark Klinik vereinbart. Bis dahin sind dann 14 Wochen vergangen und ich sollte dann auch meine Socken wieder ohne Schuhanzieher anziehen können.


Trainingsplanung
Zuhause angekommen, musste ich mir zunächst eine strukturierten Plan selbst erstellen. Das bin ich zwar gewohnt, jedoch unter anderen Zielaspekten.
Meine Physiotermine hatte ich bereits im Vorfeld terminiert. Damit stehen die Termine bis Mitte Juli fest und ich kann meine Kraft und Wassereinheiten entsprechend um die bestehenden Termine planen.
Generell folge ich einem Plan, der im Wechsel Kraft und Ausdauer in den Fokus setzt. Pro Woche bedeutet das
  • 2 x 50min passive Physio im Anschluss daran ca. 30-60 min Muskelfunktionstraining,
  • täglich mind 1x30min Stabi auf Wackelbrett und im Einbeistand,
  • 2 x 60min Muskelfunktionstraining im Kraftwerk (Fokus: Ganzkörper)
  • 3 x 60min Rollentraining (ab 2. Woche mit 4x5min 220Watt eingebaut)
  • 2x 1h "Wassertraining" + 1x 45min OpenWater
  • Täglich 25min Compex (EMS) - Programm: Rehabilitation & Muskelaufbau
  • Gezielte Ruhephasen zwischen den Einheiten
90 Grad Flex immer im Griff
Das Programm werde ich wohl noch bis zum 6.7. so durchziehen können. Sobald ich wieder arbeiten, werde ich die Einheiten wohl etwas umstellen müssen. Weiterhin im Fokus wird aber noch der Muskelaufbau liegen.


Wer bezahlt mein Gehalt nach 6 Wochen

Diese durchaus elementare Frage habe ich für mich bis dato nicht ganz beantwortet. Mit Halbwissen dachte ich immer, dass nach sechs Wochen der Rententräger eine Art Obolus an mich auszahlt. Befeuert wurde mein Halbwissen dann noch mit einem Brief des Rententrägers, der mich auffordert ca. 120 Formularseiten auszufüllen bzw. an meine Arbeitgeber zu schicken um die Auszahlung zu initiieren. Das sollte dann auch bitte vor dem Antritt der Reha alles erledigt werden. Sehr witzig.
Nachdem beim Ausfüllen der Formulare bereits zu Beginn Fragen auftauchten, die mir nicht ganz klar waren, entschied ich mich direkt beim Rententräger anzurufen. Ein durchaus zähes Gespräch mit einem Mitarbeiter des Ladens ergab aber, dass ich den Formularkram nur dann ausfüllen muss, wenn ich nach sechs Wochen noch immer in der Reha bin.
Bin ich nicht. Also zahlt der Rententräger auch nix. So der Wortlaut des engagierten Mitarbeiters. Der dann noch hinterherschickte, dass nun meine Krankenkasse gefordert sei.
Das anschließende Telefonat mit der Barmer verlief deutlich strukturierter und zielorientierter. Ich bekomme von der Barmer nun ebenfalls Formulare. Zwei an der Zahl. Anschließend erhält die Krankenkasse von meinem Arbeitgeber Angaben zu meinem Gehalt, sodass der mir zustehende Obolus nun berechnet und am Monatsende überwiesen werden kann.
Das wäre nun also auch geklärt.


Meine nächsten Ziele

Die oben beschriebenen Trainingseinheiten dienen ja bekanntlich einem fest definierten Ziel: der Wiederherstellung meiner Muskulatur und die Eliminierung der muskulären Dysbalancen.

Die beiden Ziele sind natürlich nicht innerhalb weniger Wochen erreichbar....(unvollständig)

Mitte Juli Mitte August Ende 2016
Schuhlöffelbefreiung Unterhose ohne Abstütze anziehen Reduktion der muskulären Dysbalance
Radfahren im Freiene Deutliche Verbesserung des Gangbildes normales Gangbild
Rollwende beim Schwimmen weiterer Kraftaufbau Ein paar Kilometer laufen

Ich denke, dass ich die Ziele nun immer wieder etwas anpassen muss. Den nächsten Blog nehme ich mir also für Mitte Juli vor, wenn ich den Kontrolltermine hinter mir haben.



Die ersten 5 Monate
Eine Zusammenfassung
Wie viel Zeit habe ich mit Google Search verbracht um Erfahrungen anderer Leidensgenossen nachzulesen. Aber gefunden habe ich leider nichts. Klar findet sich immer mal wieder ein Forum in dem sich rüstige Senioren austauschen. Aber das ist - ohne despektierlich zu klingen - nicht das, was ich als Maßstab nehmen möchte. Also versuche ich meine Erfahrungen der ersten - mittlerweile vier - Monate zusammen zu fassen. Dabei werde ich bestimmte Blöcke bilden:
Tag 1 - 3
Tag 4 - 9 / Woche 1
Woche 2
Woche 3 - 5
Woche 6 - 10
Monate 3 - 5

Innerhalb der einzelnen Blöcke stelle ich den Schmerzverlauf, besser gesagt den Genesungsverlauf und das durchgeführte Training in den Fokus.


Tag 1 - 3: Verbesserungspotential

viel Adrenalien, nach der OP noch gut gegessen, Nachts aber Magenkrämpfe und unsinnigerweise keine Schlafmittel genommen. Also auch kein Schlaf. Deutliches Verbesserungspotenial !
Erster Mobilisationsversuch an Tag 2 am Kreislauf gescheitert. Nach viel Kaffee dann den Rollator "bezwungen".
Weh tut nur die Wunde. Die muss immer wieder "geeist" werden. Das ein Stück vom Knochen abgeschnitten wurde merke ich eigentlich nicht. Das ist eher ein mentales Problem - hier fehlt jetzt etwas, was nie mehr wiederkommt.
Weder die abgefrästen ca. 2cm großen Osteophyten, noch die entfernte Bursa Trochanterica (Schleimbeutel) lösen Schmerzen aus. Wahrscheinlich werden eventuelle Schmerzen durch die Medikamente verschleiert.
Schlafen mit der Beinschiene und auf dem Rücken liegend ist weniger als sub-optimal für einen Seitenschläfer. Also ab Tag 2 moderate Schlafmittel. Da bei mir Aspirin schon als Schmerzmittel wirkt, ist auch hier nur eine Minimaldosis erforderlich. Noch wichtiger waren aber die Ohrstöpsel - "nachbarbedingt".

Medikation:
Naproxen 500: 1-0-1 (Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Einwachsen der Prothese)
Pantozol 20: 1-0-0 (Magenschutz)
Aixtron 2,5: 0-0-1 (Thromboseprofilaxe - Spritze)
Antibiotika: Intravenös
Thrombosestrümpfe

Ab Tag 2 beginnt die Mobilisierung mittels Physiotherapie und Lympfdrainage. Physio ist teils aktiv , teils passiv. Passiv wird der Bereich um die Wunde inkl. Tractus bearbeitet.
Entfernung der Drainage unterhalb der Wunde an Tag 3. Schmerzfrei im Gegensatz zu den Trombosespritzen.


Tag 4 - 9: Auf Krücken aus dem Krankenhaus

Antibiotika jetzt per Tabletten 1-0-0
Überprüfung der Entzündungswerte an Tag 4 = top und erste Dusche = geil.
Vom Rollator auf Krücken "verbessert". Von 500m bis 2000m in der ersten Woche.
Schmerzbild zeigt jetzt ein deutlich dumpfes Gefühl im Hüftbereich - um die Wunde herum. Ähnlich einer Zahnarztspritze, deren Wirkung ganz ganz langsam nachlässt.
Tag 5 erstmals mit Krücken durch den Park und Abends keine Schiene mehr, sondern ab jetzt mit Kissen zwischen den Beinen.
No-Go: Rechtes Bein über die Körpermitte rotieren, Hüfte über 90° beugen
Abschlussuntersuchung an Tag 8 - Venologe = alles ok / Röntgen = alles ok; Prothese sitzt fest und achsengerecht.
Tag 8 Entlassung - ein Tag früher als geplant.

Woche 2: 4-Punktegang
Physio zuhause - Start Muskelkräftigung an Geräten und Zuhause mit Zugseil am Bein.
Medikation unverändert. Schmerzbild ebenfalls unverändert: Wunde schmerz noch immer leicht - Rest ist weiterhin sehr "dumpf".
4 Punktegang - täglich bis 5000m vorsichtiges "Krückengehen".


Woche 3 - 5: Stationäre Reha

Überzeugungsarbeit beim Therapieleiter notwendig um ein 'angepasstes' Rehaprogramm durchführen zu können. Dazu gehört für mich nicht morgendliches Gehtraining mit Schwergewichtigen aber sehr wohl Kooridationstraining auf dem Wackelbrett oder ähnlichen Trainingsgeräten zur Stärkung der Knie- und Hüftmuskulatur.
Zudem bedarf es ebenfalls Überzeugungsarbeit, dass 80 Watt auf dem Ergometer für Leute die nie auf dem Rad gesessen haben viel ist, aber selbst für einen frisch operierten Triathleten keine Herausforderung darstellt. Gleiche Überzeugungsarbeit ist beim Muskelfunktionstraining von Nöten.

Letztendlich konnte ich dann gezielt Gewichte und auch Wattzahlen steigern:

Fast Tägliches Muskelfunktionsprogramm mit 4x12er Serien (1. Tag --> letzter Tag)
Beinpresse: 40 kg --> 80 kg
Beinbeuger: 20 kg --> 40 kg
Beinstrecker: 30 kg --> 40 kg
Abduktoren: 10 kg --> 25 kg
Rev. Butterfly: 10 kg --> 15 kg
Brustkrebses: 20 kg --> 38 kg
Lat Pulldown: 34 kg --> 45 kg

Mehrfaches Ausdauertraining pro Woche:
Ergotraining: 100 Watt --> 160 Watt 20 - 40 Minuten pro Einheit
Crosstrainer: ab 2. Woche steigernd 20 - 40 Minuten pro Einheit

Ins Wasser darf ich ab der 2. Woche. In einem 32 Grad warmen 25m Becken macht Kraulen aber auch nicht wirklich Spaß. Brustbeinschlag ist natürlich absolut tabu.
Die Trombosesocken darf ich nach einer Woche ablegen. Die Trombosespritzen muss ich hingegen bis zum letzten Rehatag nehmen. Dann ist aber auch damit Schluss.

In der zweiten Rehawoche werde ich vom 4-Punke Gang auf den 3-Punkte Gang umgestellt. Das ist zunächst sehr ungewohnt. Körperlich als auch mental. Mental muss ich den Punkt überwinden deutlich mehr Gewicht auf das operierte Bein zu legen. Gar nicht so einfach, denn die Angst etwas 'kaputt' zu machen ist immanent vorhanden.
Neben dem physischen Training 'compexe' ich jeden zweiten Tag. Dazu nutze ich den Compex Sport - Rehabilitationsprogramm für Oberschenkel.

Am Ende der Reha ist mein Gangbild trotz Krücken schon relativ rund. Das Schmerzbild wird nur noch durch das dumpfe Gefühl rund um die Wunde herum bestimmt. Nach etwas Bewegung lässt dieses Gefühl meistens etwas nach. Längeres Sitzen ist aber immer noch Gift und führt unweigerlich zu einer Art Versteifung.


Woche 6 - 10: Krücken ade und wieder arbeiten

Erste Nachkontrolle nach 6 Wochen beim Operateur. Fazit ist ein sehr gutes Gangbild, gute Verheilung der Wunde und die Befreiung von den Krücken ! Ab jetzt sind zwei mal pro Woche leider nur noch 20 Minuten Physiotherapie angesagt. Eigentlich lächerlich nach so einer OP - aber wohl nicht änderbar.

Das Schmerzbild bzw. das Genesungsbild ist unverändert. Das dumpfe Gefühl ist weiterhin vorhanden, es scheint aber nicht mehr so lange nach dem Sitzen anzuhalten. Auf der Innenseite / Adduktoren tritt manchmal ein leichtes Ziehen auf.Ideal sind Schwimmeinheiten. Denn im Anschluss sind Beine und Körper eine Einheit - exakt so wie früher. Allerdings schwimme ich weiterhin nur Kraul und Rücken. Teilweise mit Pullboy um die Beine nicht zu sehr zu belasten.
Mittlerweile tritt aber eine anderes Schmerzbild auf. Und zwar im Bereich des rechten Ellenbogens. Durch den ständigen Druck der Ellenbogen auf die Krücken hat sich 'irgendwas' entzündet.
Die Haltung auf dem Ergometer führt ebenfalls zu diesem Druck, da die Hüfte ja nicht über 90 Grad gedehnt werden darf. Also versuche ich möglichst schnell auf das normale Rennrad zu kommen. Was mir ab der 8. Woche auch gelingt.
Bis dahin mache ich weiterhin exzessives Krafttraining und fahre auf der Rolle nach Wattwerten.
In der 10. Woche wartete dann auch mein Arbeitgeber wieder auf mich bzw, ich wollte nicht länger tatenlos zuhause rumsitzen. Wieso sollte ich nicht auch früher als andere arbeiten gehen, wenn ich während der Reha auch 'andere' Konditionen für mich in Anspruch genommen habe.


Monate 3 - 5: Immer besser

Das Genesungsbild gestaltet sich weiterhin positiv. Zwar langsam aber eben gut ! Das dumpfe Gefühl hält proportional zu Länge der Sitzpause an. Nach dem Liegen ist alles ok. Nur langes Sitzen ist Gift.
Mein Gangbild hat sich mittlerweile komplett normalisiert. Dennoch muss ich weiterhin vorsichtig sein und meine Gehstrecken nicht übertreiben.

Cool finde ich auch, dass ich seit dem 3. Monate meine Fußnägel wieder selber schneiden und auch meine Socken ohne Hilfe anziehen kann. Allerdings ist das immer noch etwas ungelenk und fühlt sich auch noch sehr ungewohnt an. Auch nach 4. Monaten findet immer noch eine Ausweichbewegung nach innen statt, wenn ich meine rechte Socke anziehe. Damit umgehe ich eine zu extreme Beugung in der rechten Hüfte.
Seit der 8. Woche fahre ich draußen Rad und konnte die Umfänge langsam aber sukzessiv steigern. Nach 3,5 Monaten war dann auch eine 130km Tour durch die Eifel kein Problem mehr. Den Wattmesser hatte ich abgeschraubt. Puls bei 125 und knapp 30er Schnitt führten aber zu einem Grinsen auf meinem Gesicht.
Das Krafttraining versuche ich weiterhin drei mal die Woche beizubehalten - Koordination habe ich dagegen etwas vernachlässigt.
Die Rollwende beim Schwimmen habe ich seit dem 3. Monat auch wieder im Repertoire. Der Brustbeinschlag kam knapp danach ebenfalls dazu.
Nach vier Monaten habe ich neue Ziele. Im Vordergrund steht aber weiterhin meinen Ablauf mit Kraftraining, Physiotherapie, Schwimm- und Radtraining neben der Arbeit beizubehalten. Das ist sicherlich nicht einfach aber mit geschickter Organisation machbar.
Dennoch muss ich jetzt neue Ziele setzen. Ich befasse mich aktuell mit dem Kauf eines neuen Triathlonrads - das kann man ja auch ganz gut auf Sprintdistanzen einsetzen; habe ich gehört.
Im Winter darf ich erstmals probieren etwas zu laufen. Dann werde ich auch wieder von mir hören lassen.


Zusammenfassung der Zusammenfassung: wenn ich laufen dürfte, wäre fast wieder alles "normal".


Stay tuned.

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