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Wer brauch schon „Monster Bedingungen“ bei einem Ironman...

Am 24. Juli war es wieder soweit. Meine zweite Langdistanz stand an. Bestens vorbereitet und endlich ohne Erkrankung kurz vor dem Rennen, stand ich mit hohen Zielen und Erwartungen um 7 Uhr an der Startlinie; die 10 Stunden Marke sollte fallen und im Idealfall könnte sogar die Quali für Hawaii drin sein.


Probleme bereitete mir lediglich meine ‚Bekleidungsstrategie auf dem Rad’. Alles andere war ‚unter Kontrolle’.

Bestens von meiner Schwimmtrainerin Edith vorbereitet wählte ich beim Schwimmen ganz bewusst die vordere Reihe und einen sehr direkten Weg auf die erste Boje. Zwei kleinere Grabenkämpfe mit Schlägen auf den Kopf und ins Gesicht gingen spurlos an mir vorbei; wahrscheinlich weil ich einfach sehr gut darauf eingestellt war. Zudem spürte ich richtig Druck auf den Handflächen und konnte bei der ersten Boje meine angestrebte Zielzeit schon leicht unterbieten. Der Rest der Schwimmtrecke war angemessen druckvolles ‚Durchschwimmen’ ohne zu überzocken. An drei markanten Bojen konnte ich in etwa meine Zeiten kontrollieren und feststellen, dass ich sehr gut unterwegs war.

So stieg ich mit ziemlich genau 1:03 aus dem Wasser und konnte es mir nicht nehmen lassen meiner Schwimmtrainerin für die fantastische Zeit mit einem Abklatschen zu danken. Soviel Zeit muss sein, dachte ich mir.

Vor lauter Adrenalin bin ich dann allerdings in die falsche Radreihe gelaufen und habe da mein Rad natürlich nicht gefunden. Der Irrtum war aber schnell behoben. Leider hatte das Adrenalin mittlerweile mein Hirn erreicht und mir wahrscheinlich den realistischen Blick aufs Wetter ‚erspart’. Denn zu dem Zeitpunkt hatte es schon angefangen zu regnen – bei kalten 12 Grad. Ich zog also nur das vorher zurecht gelegte dünne Shirt übers Trikot plus Armlinge.

Ab jetzt war ein Schnitt von 35 km/h angesagt ohne dabei auf den ersten 100k zu ‚überzocken’. Soweit der Plan. Die erste Runde lief auch noch nach Plan. Aber nur was die Geschwindigkeit anging; jedoch keineswegs was mein Körpergefühl anging. Nach den ersten 20 Kilometern war ich bereits so durchnässt, das ich da schon anfing zu frieren. Plan B, meine Regenjacke an der Eigenverpflegungsstelle in Bergen-Enkheim angereicht zu bekommen schlug leider fehl; wieso bleibt mir ein Rätsel.

Ich habe dann ganz bewusst versucht durch eine möglichst hohe Energieaufnahme den Energieverlust durch Frieren auszugleichen. Aber leider ging das nur begrenzt; denn irgendwann lief es quasi so unten raus, wie ich es oben rein gegossen habe. Mir wurde also immer kälter und meine Energie verschwand zunehmend. In der zweiten Runde musste ich alleine vier Mal anhalten um zu pieseln. Während des Fahrens zu pieseln habe ich mich aufgrund der ganzen Marshalls nicht getraut. Ich wollte einfach keine Zeitstrafe riskieren. Der immer stärker werdende Wind tat sein übriges, so dass ich mit einem für mich sehr enttäuschenden Schnitt von 33,3 km/h bzw. 5:25 Stunden in die zweite Wechselzone gefahren bin.

Der Wechsel ging sehr schnell und reibungslos – obwohl ich meinen Beutel selber suchen musste. Allerdings war mir zu dem Zeitpunkt noch vollkommen unklar, wie ich mit den kalten Beinen überhaupt einen Marathon – geschweige denn in der angestrebten Zeit von 3:30 – durchlaufen sollte.

Überraschenderweise ging es einigermaßen, sodass ich mich schnell entschloss alles auf eine Karte zu setzen um doch noch die 10 Stundenmarken zu schaffen. Zudem lief ich auf meinen Bekannten Stefan auf, der ebenfalls mein Tempo angeschlagen hatte. Gott sei Dank war wieder absoluter Verlass auf meine Frau, die wie besprochen pro Runde, mit meinem dringend notwendigen Gelmix, an der Eigenverpflegung auf mich wartete. Leider habe ich dann irgendwo bei km14 gepennt und Stefan aus den Augen verloren. Ab da gings dann alleine weiter aber deutlich angestrengter.

Nach weiteren 3 bis 4 Kilometer war dann auch der Traum vorbei. Ich musste das Tempo deutlich reduzieren und versuchte ab da nur noch den glatten 5er Schnitt pro Kilometer zu halten und durchzulaufen. Was mir dann auch fast gelungen ist. Sichtlich angenervt und auch gezeichnet vom Radsplit lief ich mit 10:12:52 durchs Ziel.

Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr lief ich gerade aus auf dem roten Teppich durchs Ziel und habe nicht kurz bei meiner Frau und meinen Bekannten angehalten um für die riesige Unterstützung zu danken. Sorry dafür; ohne die Unterstützung wäre der Marathon wahrscheinlich ein Fiasko geworden.

Mein Minimalziel habe ich zwar nur um 13 Minuten verpasst; meine eigentliches Ziel jedoch um 23 Minuten. Für die Hawaii Quali haben mit 8:40 Minuten gefehlt – aber nur weil etliche unter den Top15 den Startplatz nicht wahrgenommen haben.

Was bleibt ist viel gewonnene Erfahrung in Hinblick auf Bekleidungs- und Versorgungsstrategie und Energiebilanz. Aber auch viel Selbstbewusstsein was meine Schwimmleistung angeht. Darauf aufbauend werde ich bestimmt wieder in Frankfurt am Start sein. Allerdings nicht 2012 und hoffentlich nicht mehr bei - wie von Faris al-Sultan beschriebenen - ‚Monster Bedingungen’. Die brauche ich definitiv nicht nochmal.

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